Die Münchner Zeitungen vom 25. Februar 1920 - vor 75 Jahren - nahmen kaum Notiz davon, daß am Abend vorher die unbedeutende DAP, die Deutsche Arbeiterpartei, eine Versammlung abgehalten und dort ein Mann namens Adolf Hitler zweieinhalb Stunden lang gesprochen hatte.
Aber hier hatte Hitler seine 25 Punkte vorgetragen, die zum Parteiprogramm der NSDAP werden sollten. Die Teilnehmer sollten zu jedem einzelnen Punkt ihre Zustimmung geben.
„Diese Thesen enthielten für jeden etwas, die Juden natürlich ausgenommen”, schreibt der amerikanische Historiker John Toland. Sie forderten den Zusammenschluß aller Deutschen in einem Großdeutschland, die Rückgabe der in Versailles „geraubten” Kolonien,, die Aufhebung der Friedensverträge, die Aufstellung eines Volksheeres und den „rücksichtslosen Kampf gegen gemeine Volksverbrecher” -wer immer darunter zu verstehen war.
Die „Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens” sollte den Arbeitern entgegenkommen, die „Einziehung aller Kriegsgewinne” und die entschädigungslose Enteignung von Grund und Boden für gemeinnützige Zwecke entsprach ebenfalls Forderungen der Linken. Großwarenhäuser sollten kommunalisiert und an kleine Gewerbetreibende vermietet werden, eine „großzügige Altersversorgung” die Angst vor dem Alter nehmen.
Vor allem aber sollten die Juden unter Fremdengesetzgebung gestellt, ihnen das Recht zur Bekleidung öffentlicher Ämter verweigert werden. „Angehörige fremder Nationen” -gemeint waren die Juden - wären aus dem Reich auszuweisen.
Nach vier Stunden „wußte Hitler, daß sich die Tür zu seiner Zukunft endlich aufgetan hatte” (Toland). Einer der Teilnehmer, der zwanzigjährige Jusstudent Hans Frank, war fasziniert davon, daß Hitler „die Dinge auch für das verworrenste Gehirn verständlich zu machen verstand” (Toland). Frank, 1939-1945 Generalgouverneur im besetzten Polen, wurde 1946 in Nürnberg hingerichtet.
