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Selbsterlebte Weltgeschichte

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HELDEN UND HALUNKEN. Selbsterlebte Weltgeschichte 1899 bis 1964. Von Ludwig Windisch-Graetz. Wilhelm-Frick-Ver- Iag, Wien. 3. Auflage, 1967. 336 Seiten, elf Bilder. S 84.—.

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HELDEN UND HALUNKEN. Selbsterlebte Weltgeschichte 1899 bis 1964. Von Ludwig Windisch-Graetz. Wilhelm-Frick-Ver- Iag, Wien. 3. Auflage, 1967. 336 Seiten, elf Bilder. S 84.—.

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Die zweite Auflage der „Helden und Halunken” („Die Furche” 21/65) erschien kurz vor dem Ableben des Autors, des vierten Fürsten seines Namens und des Enkels des Feldmarschalls Windisch-Graetz. Die Neuauflage gruppiert den Stoff gekürzt nach den Hauptlebensstationen in der Monarchie bis 1918, in Ungarn von den beiden Restaurationsversuchen des Königs Karl IV. bis zur Flucht vor den Budapest erobernden Russen, das ist von 1919 bis 1944, in Argentinien von 1947 bis 1950 und in Genf—Paris—Wien bis 1964. Es handelt sich um die Niederschrift von Erinnerungen ohne Quellenunterlage, daher ergeben sich bisweilen auch in der zweiten Auflage nicht ganz beseitigte Irrtümer. Was jedoch Ludwig Windisch-Graetz in seinen Büchern „Vom roten zum schwarzen Prinzen”, „Ein Kaiser kämpft für die Freiheit” und „Helden und Halunken” erzählt, bereichert die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Historiker werden gerade an Hand der Gedächtnislücken manche Vorgänge endgültig klären. Weit mehr als 200 Personen ziehen am Leser vorbei und zeigen den bunten Bereich, in dem das Wirken der letzten hervorstechenden Persönlichkeiten Österreich-Ungarns gestellt war. Dem Autor standen kraft seiner Herkunft, seines Namens und seiner Rolle im öffentlichen Leben alle Türen offen, und seine persönliche Unabhängigkeit ließ ihn in aller Welt in Krieg und Frieden für andere unerreichbare Erfahrungen sammeln. Deutlich treten aus der Fülle des Dargebotenen die Wurzeln des nach 1918 hereingebrochenen Chaos hervor, sei es die Verstümmelung Ungarns durch Trianon im Kleinen oder die Deklassierung Deutschlands durch Versailles im Großen: Die Sieger von 1918 verloren den Frieden, und die Besiegten rebellierten gegen die ihnen unerträgliche Neuordnung. Ludwig Windisch-Graetz, Botschafter, Minister, Oberhausmitglied, Offizier, Diplomat. Politiker, Weltreisender, Fürst, Flüchtling und Dockarbeiter in Ubersee, gibt zu, in seinem bewegten Leben dann und wann auch gleisnerischen Schlagworten erlegen zu sein, als echten Wert bewahrte er aber die Erkenntnis, daß „nur die selbstlose Nächstenliebe der von Haß und hysterischer Angst erfüllen Welt Frieden geben kann”.

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