Im Sauseschritt zurück

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Ein Flop: Ibsens "John Gabriel Borkman" am Akademietheater.

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Ein Flop: Ibsens "John Gabriel Borkman" am Akademietheater.

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Das Nationaltheater als Nationalmuseum ausgedienter Stilmittel, sollte das die Zukunft sein? Nicolas Briegers Burgdebüt mit Henrik Ibsens eisigem Alterswerk "John Gabriel Borkman" im Wiener Akademietheater dreht die Uhr im Sauseschritt Richtung eines Jahrzehnte zurückliegenden Konservatismus. Ein Bühnenbild (Hermann Feuchter) mit Modernismen aus der Mottenkiste, die unter anderem zu Kletterpartien zwingen und stilistisch orientierungslose Kostüme (Erika Landertinger) bilden den stimmigen Rahmen für eine Inszenierung, die sich ein ums andere mal in seltsame Einfälle versteigt. Schrecklich ausgeklügelt wirkt das Ganze und zugleich völlig daneben.

Gewiß, die Zeit ist an Ibsen Drama nicht spurlos vorübergegangen. Borkman, der bürgerliche Bankrotteur, der patriarchalische Egomane, der die Liebe seinem Machtstreben geopfert hat, ist vielleicht ein ausgestorbenes Exemplar seiner Gattung, doch das Drama hat immer noch Aktualität und Charaktere, die man ausloten könnte. Am eindruckvollsten gelingt es noch Peter Simonischek, das Montröse dieses an seinem Scheitern leidenen Wolfs Borkman zu veranschaulichen. Daß diese Figur mittlerweile auch eine tragisch-komische Seite hat, geht dabei allerdings unter.

Gertraud Jesserer in der Rolle der ungeliebten Ehefrau versteinert über weite Strecken zu einem Monument unendlicher Verbitterung und Barbara Petritsch als mittlerweile todkranke Jugendliebe gelingt es hinter der Fassade eines "späten Mädchens" zuweilen warme Beseeltheit auszustrahlen. Auch alle anderen (Lukas Miko, Regina Fritsch und Martin Schwab) agieren im Grunde, als wären sie in ein Korsett gezwängt. Die Frage drängt sich auf: in welches?

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