Jauchzen, tapsen, toben, tollen!

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Nicht nur zur Weihnachtszeit eine Attraktion: das ZOOM Kindermuseum in Wien.

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Nicht nur zur Weihnachtszeit eine Attraktion: das ZOOM Kindermuseum in Wien.

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Die Zeiten, in denen Kinder im Museum still und diszipliniert Bilder betrachten, sind vorbei: Im Wiener ZOOM Kindermuseum macht Bildung unerhört viel Spaß.

"Mr. Spock kommt und grüßt!" Unter diesem Motto deutet Günter mit einem Handzeichen auf die Kinderschar und wirft einem Buben einen intensiven Blick zu. Die kleinen Zuhörer sind mucksmäuschenstill und folgen den Bewegungen des gehörlosen Führers im ZOOM Kindermuseum gespannt. Sein Kollege Romeo, ebenfalls gehörlos, blitzt unternehmungslustig mit den hellen Augen. Er hat Sommersprossen, rotblonde Haare, sieht irisch aus, und schafft es mit Günter, die Aufmerksamkeit der Kleinen wortlos zu bannen. Die Kinder lernen in der Gebärdensprache spielend zählen: Daumen und Zeigefinger rasch zusammenzuklappen bedeutet "12". Bald gibt es eine Aufgabe: Jeder muß zeigen, wie alt er ist. Das ist nicht schwer, Günters Alter schafft niemand, auch wenn Romeo mit vielen Gesten einsagen will.

"Stille Post" heißt derzeit die Ausstellung im ZOOM-Kindermuseum. In Workshops und Spielstationen geht sie der interessanten Frage nach, wie sich kommunizieren läßt. Die Bandbreite des Erforschbaren reicht vom Computer übers Telefon bis hin zu Körper-, Tier-, Gebärden- und Zeichensprache. "Stellt euch vor, ihr geht einkaufen und müßt eine schwere Tasche tragen, obwohl ihr keine Lust dazu habt," fordert der Betreuer die Kinder auf. Mit gebeugten Knien, schlurfendem Gang, krummem Rücken entwickelt jeder eigene Bewegungen. "Kühlschrank!", brüllt der Betreuer, alle bleiben wie eingefroren stehen. "Da hat aber keiner eine schwere Tasche, schlecht gelaunt wirkt ihr auch nicht," inspiziert er die Gruppe genau. Mit Außerirdischen und Fotografen auf Objektsuche geht es weiter.

"Stille Post", die zweite Mitmachausstellung des Kindermuseums in diesem Jahr nach der "Baustelle" im April ist sehr betreuungsintensiv. "Mehr als 60 Kinder auf einmal können wir mit unseren zehn Betreuern nicht verkraften", erklärt Pressefrau Martina Simbürger. Die Nachfrage ist groß, trotz Voranmeldung ist unter der Woche für Gruppen schon ausgebucht, freie Plätze gibt es nur mehr an Wochenenden. Mehr als 60.000 Besucher im Jahr verträgt das Projekt der Mitmachausstellung nicht. Verschiedene Spielstationen garantieren, daß alle Kinder von 4 bis 12 Jahren altersgemäß betreut sind. In der "Stillen Post" können die Kleineren Piktogramme zusammenbauen, Flüsterrohre, Jodelstationen oder das Fahnenalphabet faszinieren Ältere. Die Architektengruppe "Propeller z" gestaltet die Ausstellungen, Brücke oder Höhle sind stark frequentiert. Trommeln, Telefone, Schreien und Toben sorgen für eine bewegte Geräuschkulisse. Das Kindermuseum kommt an.

"Wir konzipieren unsere Ausstellungen selbst, es steckt sehr viel Trockenarbeit, Erfahrung und Organisation dahinter," veranschlagt Simbürger ein halbes Jahr zur kindgerechten Aufarbeitung eines Themas. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, reger Austausch mit anderen Kindermuseen und das Einbeziehen aller Sinne sind wesentliche Konzeptbestandteile. Mit dem Ausbau des Museumsquartiers brechen neue Zeiten an: Es wird doppelt so viel Ausstellungsfläche geben. Heuer startete man das Pilotprojekt "Minizoomies" für Kleinere von drei bis sechs Jahren. Nachfrage und Erfolg waren enorm. Sie werden als Programmbestandteil ins neue Domizil und ins neue Jahrtausend mitkommen.

ZOOM Kindermuseum. Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Hallen A3-5. Gegründet 1994, Leiterin und Initiatorin: Dr. Claudia Haas. Informationen: Tel.: (01) 524 79 08, http: //www.kindermuseum.at

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