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Wagner Tragen Begegnungen Nikolaus Harnoncourts mit für ihn neuen Komponisten sonst zumeist das Signum aufwühlend-innovativen Erkenntnischarakters, war in Graz bei seiner ersten Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners hingegen deutlich dessen Distanz zu den entfesselten Klangwelten des Bayreuther Meisters zu spüren. Mit Werken von Schumann und Mendelssohn konfrontiert, erklangen bei der "styriarte" die Tannhäuserouvertüre mit dem Bacchanal und Vorspiel und Liebestod aus dem "Tristan" zwar in sorgfältig modellierter Gestalt, trotzdem aber zu wenig leidgesättigt, gleichsam aus einer musikhistorisch moralischen Perspektive. Ob das "Chamber Orchestra of Europe", dessen frühere vitale Aufbruchsbereitschaft in einen immer merklicher werdenden fahl-undifferenzierten Unisonosound abrutscht, für dieses Debüt der angemessene Partner war, läßt sich mehr als nur bezweifeln - mit herrlicher Stimme bestach freilich die Solistin Violeta Urmana, als Isolde jedoch (noch) viel zu undifferenziert.

Harald Haslmayr Weihrauch Seinen Abschied vom Tiroler Landestheater läßt sich Dominique Mentha etwas kosten: Rossinis Oper "Il Viaggio a Reims" mußte es sein, um mit den teils von internationalen Bühnen herbeigeholten Belcantosängern der letzten sieben Jahre eine parodistisch-nostalgische "Improvisation" für drei Vorstellungen zu arrangieren. Unter dem Dirigenten Niels Muus wird brillant gesungen und getrillert, doch das Vergnügen am Witz der Personality-Show, die Mentha zusammen mit dem Ausstatter Helfried Lauckner aus Zitaten früherer Inszenierungen collagiert hat, wird durch Überlänge und entbehrliche Banalitäten relativiert, wie denn überhaupt der hohe Grad an Beweihräucherung des umstrittenen Provokateurs Mentha nicht den besten Geschmack hinterläßt.

Jutta Höpfel Witz, wienerisch Als "Mephisto aller niedrigen, gemeinen, rohen Instinkte" ging Joachim Perinet in die Wiener Theatergeschichte ein. Eine seiner erfolgreichsten Possen mit Gesang, "Das Sonntagskind" (uraufgeführt 1793), hat Jürgen Wilke für den Laxenburger Kultursommer in der Franzensburg ausgegraben und in unterhaltsam-deftiger Altwiener-Volkstheatertradition inszeniert. Unter anderen mit Christian Ghera und Adi Hirschal bietet sich dem Zuschauer ein turbulentes Verwirr- und Intrigenspiel um eine nebulose Entführung, eine Erbschaft und vieles mehr. Eine, mit Ausflügen bis zu modernen Musicalmelodien, auch musikalisch amüsante sommerliche Pointenjagd.

Annemarie Klinger Witz, windig Felix Dvorak ist Meister, wenn es darum geht, beinahe schon klassische Komödien für sein Publikum mundgerecht aufzubereiten. So geschehen auch mit Roda Rodas Schwank "Der Feldherrnhügel" im Stadttheater Berndorf. Roda Roda (hervorragend: Manfred Schmid) erzählt ironische Anekdoten und Humoresken über seine Militärzeit zu Kaisers Zeiten. Felix Dvorak macht daraus einen Auftritts- und Abgangs-Zirkus der sommerlichen Art: Sein Ensemble, das unter anderem aus Dvorak selbst, Maria Perschy, Daniela Dvorak, Inge Toifl und Kurt Huemer besteht, bemüht sich, dem K.u.K-Milieu den nötigen Schmäh zu verpassen. Leider wird das Zwerchfell durch die vielen Längen allzu sehr geschont.

Matthias Greuling

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