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Die Rettung kriegsbeschädigter Kunstwerke in Italien

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Die Kriegsschäden haben in allen europäischen Ländern die Denkmalpflege vor dieselben schwierigen Aufgaben gestellt. Im Wesen dieser Aufgaben liegt es, daß sie stets nur auf dem Wege eines Kompromisses zwischen mehreren, in jedem Fall in anderem Verhältnis gegebenen Gesichtspunkten und Forderungen einer niemals völlig idealen Lösung zugeführt werden können. Dieses besondere Verhältnis von Gleichartigkeit und Verschiedenheit aber macht den Vergleich der in den einzelnen Länderp angewandten Erhaltungs- und Wiederherstellungsmethoden überaus nützlich: besonders, wenn es sich um die Kunstschätze eines Landes wie Italien handelt. Der Vortrag, den der Leiter des DenkmalsamtesRom, Prof. Emilio L av agni no, in der „Societä Dante Alighieri” in Wien über „Die Restaurierung der kriegsbeschädigten Kunstwerke Italiens” hielt, bot reiche Anregungen. Der Vortragende stellte die Achtung vor der Schöpfung der Vergangenheit als oberste Forderung auf und leitete daraus die Grundzüge der archäologischen Methoden ab, von denen sich die italienischen Konservatoren leiten lassen. Die mit Überlegung und Zurückhaltung angebrachten Ergänzungen verletzter Kunstwerke werden dementsprechend, sei es durch die Wahl des Materials, sei es — etwa bei Plastiken oder Fresken — durch bloße grob skizzenhafte Ausführung, deutlich als solche kenntlich gemacht und keineswegs alle Spuren des Krieges getilgt, weil — wie der Vortragende ausführte — auch der Krieg als historisches Ereignis einen Anspruch darauf besitze, in dem Kunstwerk, über das er hinweggegangen, irgendwie erkennbar zu sein. Auf der anderen Seite aber steht das Bemühen um die Erhaltung auch des kleinsten Teilchens des Originalkunstwerks, wie etwa im Falle der Fresken der C a p e 11 a Mazzatosta von Viterbo, wo die vom Bombensog abgerissene Farbschicht in peinlicher Zusammensetzarbeit von dem zu diesem Zweck in Quadrate eingeteilten Fußboden aufgelesen und wenigstens zum Teil wieder angebracht wurde. Die stattliche Reihe der Beispiele — darunter San Ambrogio in Mailand, die Mantegna-Fres” ken in Padua und die Basilika von San Lorenzo in Rom — wurde durch den Bericht über die Restaurierung von San Francesco in Rimini abgeschlossen; es war ein geradezu erregendes Schauspiel, an Hand der Lichtbilder mitzuerleben, wie die gestörte Harmonie dieses Meisterwerks der Renaissancearchitektur wiederhergestellt wurde, so daß jene „bella musica”, von welcher der Erbauer, der geniale Leon Battista Alberti, in einem Briefe spricht, jetzt aufs neue erklingt.

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