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Ein „Urwald” am Gießgang

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Bekannt sind die Auen östlich von Wien. Dort fanden die denkwürdigen Auseinandersetzungen um die Errichtung des Kraftwerks Hainburg statt. Daß es westlich von Wien einen Auwald mit einer überaus üppigen Vegetation und einer beachtlichen Vielfalt von Tieren gibt, ist vielleicht weniger bekannt.

Wer sich über den Artenreichtum in der rund 10.000 Hektar großen Stockerauer Au informieren will, dem sei der Videofilm „Wunderwelt Auwald” empfohlen.

Zwei Jahre lang hat der Wiener Stefan Allerstorfer in diesem Raum westlich von Wien gefilmt. Mit Unterstützung des Unterrichtsministeriums entstand aus diesen Aufnahmen ein rund 30 Minuten langer Film. Er zeigt, wie positiv sich die Errichtung eines Gießganges durch die von der Donau im Anschluß an den Rau des Kraftwerkes Greifenstein abgeschnittene Au ausgewirkt hat.

Dieser Gießgang ist ein im Zuge” des Kraftwerkbaus eingerichteter Fluß, der vom aufgestauten Strom her genährt wird und unterhalb des Kraftwerkes wieder in die Donau mündet. Er wird mit unterschiedlich viel Wasser beschickt, wodurch die stark schwankenden Wasserstände -kennzeichnend und lebensspendend für Flora und Fauna in den Auland-schaften - simuliert werden.

In eindrucksvollen Bildern zieht die große Vielfalt von Tieren und Pflanzen, die sich in der Stockerauer Au in den zehn Jahren seit Fertigstellung des Kraftwerks niedergelassen haben, am Zuseher vorbei. Experten der Universität für Bodenkultur haben erhoben, daß allein Gießgang 41 Fischarten leben. 15 von ihnen sind auf der „Roten Liste” der gefährdeten Tierarten zu finden, etwa der Ritterling, der Steinbeißer und der Zobel.

Durch diesen Fischreichtum angelockt, haben sich auch 191 Vogelarten in der Stockerauer Au niedergelassen. Auch unter ihnen findet man viele, die vom Aussterben bedroht sind: der Eisvogel, der Seeadler, der Kormoran... Natürlich begegnen dem Seher auch Hirschen, Füchse, Marder und Wildschwein. Damit soll gezeigt werden, was ein Kraftwerksbau, der ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt, alles zustandebringen kann.

Klarerweise macht der Film indirekt Werbung für den weiteren Kraftwerksbau an der Donau, suggeriert er doch, daß Auen besser am Gießgang als am Strom gedeihen. Daß die meisten Ökologen anderer Ansicht sind, entwertet diesen Film jedenfalls dank seiner wunderschönen Aufnahmen keineswegs.

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