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Energiewellen in weißem Marmor

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Ein Stein, der ins Wasser fällt: Das ist die Idee. Der Stein zieht einen Kreis. Es bildet sich ein zweiter, ein dritter Kreis. Es entstehen unzählige Kreise. Allmählich ist der ganze Raum von Wellen durchströmt. Die Energie der Wellen erfaßt unaufhaltsam das gesamte Gebäude, die Stadt, das Universum...” So entwickelte der Tiroler Bildhauer Rudi Wach seine „Weiße Kapelle”, die nach rund zehnjähriger Entstehungsphase im Vorjahr im Erdgeschoß der neuen Frauen- und Kopfklinik in Innsbruck fertiggestellt und geweiht wurde. Mittlerweile ist der außergewöhnliche Sakralraum zu einer Sehenswürdigkeit geworden, zum gelungenen Beispiel eines modernen Gesamtkunstwerkes, denn Rudi Wach hat nicht nur aus Marmor und Nußholz eine Gebetsstätte von seltener Harmonie und Ausstrahlung geschaffen, sondern alle Accessoires vom Altarkreuz und den Kerzenleuchtern bis zu den Deckenlampen und Türgriffen - alles aus vergoldeter Bronze - selbst entworfen. Überdies stammen die Entwürfe für Meßkleid, Alba, Stolen und Altartuch von ihm.

Die „Weiße Kapelle” ist ein Ort der Versenkung, der in seiner Ausgewogenheit und Harmonie die Allgegenwart des Göttlichen in seinen vielfältigen Erscheinungsformen erahnen läßt. Für Boden und Wände wählte der Künstler eine wellenförmig gemaserte Marmorart aus Carra-ra, Decke, Türen und Gestühl sind aus Nußholz. Der Altar - aus einem Block geschnitten - der Tabernakel, das Taufbecken und die in freien Umrissen geformte Petrusskulptur erstrahlen in makellos weißem Marmor.

Wach: „An der Stelle, wo der Stein ins Wasser fiel, steht der Altar, der sich gleich einer Blüte aus dem Wasser erhebt. Er wird zum Zentrum, zur geistigen Mitte des Raumes. Er ist das Juwel, der Ort des Lichtes...”

Die Kapelle vermittelt gleichermaßen Ruhe wie Bewegung, eine Bewegung, die an den Kreislauf des Wassers erinnert, an den ewigen Fluß des Seins, der in das Meer göttlicher Geborgenheit mündet. Die harmonische Verbindung von Spiritualität und Sinnlichkeit ist ein Charakteristikum der Arbeiten von Rudi Wach. In seiner Kapelle im Innsbrucker Krankenhaus ist ihm eindrucksvoll gelungen, das meditativ-Geistige mit dem körperlich-Räumlichen zu vereinen, ein Refugium des Heils an einer Stätte des Heilens zu schaffen.

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