Im Schatten der Zeitgeschichte

Die Künstlervereinigung Hagenbund wurde 1900 gegründet und 1938 wegen „Entartung“ und „Verjudung“ aufgelöst, viele Mitglieder wurden in die Emigration gezwungen. Diese in der Zwischenkriegszeit führende Wiener Künstlervereinigung stand zunächst im Schatten der Secession und wurde nach 1945 nicht mehr als bedeutende Größe der österreichischen Kunst anerkannt, aber einzelne Mitglieder wurden berühmt: Garry Hauser, Oskar Laske, Georg Merki.

Manche Namen sind zwar mittlerweile geläufig geworden, aber immer noch weit davon entfernt, in den Pantheon der wichtigen Vertreter österreichischer Kunst aufgenommen zu werden wie etwa Otto Rudolf Schatz oder Ferdinand Stransky. Sicherlich spielt dabei die historische Epoche eine Rolle, in der der Hagen- bund aktiv war. Während sich die Mehrheit der Mitglieder des Hagenbundes einer harmonisch-

klassischen Stimmung zuwandte, übte bei anderen Malern schon die scharfe Handschrift der „Neuen Sachlichkeit“ Kritik an den tristen Verhältnissen.

In dankenswerter Weise hat die BAWAG-Fondation einen Teil der Ausstellung übernommen, die im Sommer im Schloß Halbthurn zu sehen war und präsentiert daraus an die siebzig Exponate. So kann dieser weiße Fleck der österreichischen Kunstgeschichte ein wenig verkleinert werden und es ist zu hoffen, daß eine Reihe weiterer Studien die Konturen dieser Künstlervereinigung nachzeichnet, um so das künstlerische Schaffen während der Zwischenkriegszeit und der Jahre danach in der Emigration deutlicher bekanntzumachen. Es wäre dies Teil einer späten Heim- holung, die ungebührlich lange auf sich warten ließ.