Es verlohnt sich immer, etwas Zeit für die kleinen, frei zugänglichen, Sonderausstellungen im Niederösterreichischen Landesmuseum zu erübrigen. Zur Zeit wird die Schau „Leopold Kupelwieser als Porträtist“ gezeigt. Hier bietet sich, ohne musealen Respektabstand und ohne den Hochbetrieb großer Ausstellungsereignisse, dem Besucher Gelegenheit zur Begegnung mit dem Werk eines der bedeutendsten und zugleich liebenswürdigsten Bildniskünstler Österreichs. In der Biedermeierausstellung war Kupelwieser eine Stimme des großen Orchester, hier aber macht er Kammermusik, und im kleinen intimen Rahmen wird als Coda des Gauermann-Jahres noch einmal ein Seitenthema angeschlagen. Mögen uns heute Kupelwiesers nazarenerhafte religiös Bilder in ihrer Idealisierung allzu glatt und süßlich erscheinen — ganz deutlich erkennt man die spätere Weiterentwicklung zum kitschigen Heiligenbild — so sind die Porträts von einem starken Wirklichkeitssinn geprägt, der sich bruchlos mit dem Streben nach repräsentativer Darstellung verbindet. Leer ist der schwimmende, himmelwärts gerichtete Schmachtblick der Engel, (frei nach Guido Reni), doch die ernsten blauen Augen des Erzherzogs Johann sind fest und gedankenvoll auf den Beschauer gerichtet. Skizzen und Studien zeugen von der intensiven altmeisterlichen Beschäftigung mit den physiognomischen und stofflichen Erscheinungsformen. Nicht nur Kunstwerke sind diese Bildnisse, sondern auch Dokumente det Lebenskultur einer Epoche, von „sprechender“ Unmittelbarkeit, im Geviert der noblen Goldrahmen.
Eugene Boudins Hafenszene mit gerefften Segeln vor einem silbrigen Himmel ist eines der Hauptwerke in der vorweihnachtlichen Schau alter Kunst bei Friederike P a 11 a m a r in der Dorotheer-gasse. Neben Landschaften und Genreszenen niederländischer und französischer Meister sieht man zahlreiche schöne gotische und barocke Kleinplastiken.
