7101238-1995_12_18.jpg
Digital In Arbeit

Marnwr-Gußformen für Goldbarren

Werbung
Werbung
Werbung

Die als Handelsplatz für das weltweit begehrte norische Eisen bekannte Stadt auf dem Magdalensberg in Kärnten war offenbar auch ein einträglicher Umschlagplatz für Gold und Rergkristall. Obgleich österreichische Archäologen schon seit 1948 systematisch die terrassenartig ansteigende Höhensiedlung aus dem ersten vorchristlichen bis ersten nachchristlichen Jahrhundert erforschen, sind erst jetzt die ersten Zeugnisse für diese weitere Einnahmequelle eingesessener Kelten und zugewanderter Griechen und Römer entdeckt worden.

Die Beweisstücke setzen sich aus zwei Gußformen für Goldbarren und fünfzig Rergkristallen unterschiedlicher Größe und Qualität zusammen. Der größte Stein wiegt 50,5 Kilo. Wissenschaftlich untersucht hat Gußformen und Steine Grabungsleiter Gernot Piccotini vom Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt. Gefunden wurden sie jeweils auf dem Fußboden von spätestens ab der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. unbewohnt gewesenen Häusern auf der Hangterrasse unterhalb des Händlerforums.

Die Gußformen bestehen aus Marmor. Eine weist eine rhombische Form auf, der andere Rlock ist quaderförmig. Jede Platte besitzt an der Oberfläche eine Vertiefung mit Inschrift. Aus beiden geht hervor, daß das Gold Eigentum des Kaisers Caligula (Regierungszeit 37-41 n. Chr.) war und somit wahrscheinlich von nori-schem Goldvorkommen in kaiserlichem Resitz stammt. In Frage kommt Waschgold und bergmännisch gewonnenes Gold aus den Hohen Tauern.

Auf einer Platte ist links oberhalb der Ausnehmung ein mächtiger Phallus samt Hodensäcken eingraviert - ein Symbol, das als Zeichen fruchtbarer Vermehrung des Inhalts anzusehen ist. Rei den Rergkristallen handelt es sich um den umfangreichsten Fund derartiger Steine aus der Antike. Verwendet wurden sie damals nicht nur für prunkvolle Gefäße, Pokale, Recher und als Schmuck, sondern nach Art von Rrenngläsern auch zum Ausbrennen von Wunden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung