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Mime und Mensch

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Im Jahre 1918 erhielt der „minderjährige Albin Skoda“ seinen ersten Burgtheatervertrag für Kinderrollen. Im September 1961 starb der gefeierte Charakterdarsteller. Zwischen diesen beiden Jahreszahlen vollzieht sich, im Wechsel der Masken und Gestalten, die Entfaltung von Skodas großer Kunst zur Reife und Meisterschaft. Die Österreichische Staatsdruckerei nahm die bevorstehende zweite Wiederkehr seines Todestages zum Anlaß, um in ihren Schauräumen in der Wollzeile eine Gedenkausstellung zu veranstalten. Es galt in diesem Falle, aus der Fülle des Vorhandenen das Prägnanteste an Lebenszeugnissen auszuwählen, denn in dem Schauspieler Skoda steckte auch der Chronist Skoda, der sich selbst genaue Rechenschaft über sein Wirken zu geben suchte und uns damit eine geschlossene Chronik seines eigenen Lebens hinterljeß: in seinen Rollenbüchem, in einer Unzahl von Bühnenphotos, Theaterprogrammen, Kritiken und Kostümentwürfen, und nicht zuletzt in seinen stichwortartig geführten Tagebüchern, die er mit selbstgezeichneten kleinen Vignetten versah. Skoda besaß die seltene Gabe, sich dieser Welt mit ihrer Schönheit im Großen und im Kleinen zu erfreuen; Dilettant im Goetheschen Sinn, aquarellierte er oder schrieb in seiner steilen, energischen, ästhetisch ansprechenden Handschrift seine Lieblingsgedichte in das Stammbuch.

So begegnet uns in dieser Schau nicht nur der Künstler, sondern auch der Privatmensch Albin Skoda mit seinen Neigungen und Interessen. Seine erste große klassische Rolle war der Ferdinand in „Kabale und Liebe“ am Stadttheater St. Pölten: etwas unausgeprägt noch die Züge unter der weißen Perücke. Die Berliner Aufstiegsjahre formten entscheidend an Gesicht und Mimik, und schließlich tritt uns der reife Skoda der großen Burgtheaterabende entgegen und der Rezitator, dessen „berühmte Stimme" die Schallplatte bewahrt. Intensive Sammlertätigkeit dokumentiert sich in zahlreichen Autographen und seiner beachtlichen Theatersammlung, in der Kainz und Moissi dominieren. Skoda machte nicht nur auf der Bühne Theatergeschichte, er bewahrte in Dokumenten alles, was vom vergänglichen Wirken des Schauspielers Bestand hat…

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