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Spiel des Zufalls

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Ich pries mich glücklich, in einem Zeitalter zu leben, das mir die Kamera zur Verfügung gestellt hat.” sprach einer, der - als Maler kaum beachtet - zufälligerweise die Fotografie revolutionierte: Man Ray (1890-1976). Ihm widmet das KunstHaus Wien eine umfassende Ausstellung, die neben Fotografien auch drei seiner Filme und einige Objekte zeigt.

1915 schloß Man Ray in New York Freundschaft mit Marcel Duchamp, der ihn schließlich in Paris, wohin er 1921 übersiedelte, bei den Dadaisten einführte. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen: Jeder Intellektuelle, der etwas auf sich hielt, posierte vor seiner Kamera.

Ray liebte den Zufall (nicht zuletzt Geburtshelfer des „Dada”) und das technische Experiment: Er praktizierte die Fotografie ohne Kamera, indem er in der Dunkelkammer verschiedene Gegenstände auf lichtempfindlichem Papier drapierte und belichtete. Die so entstandenen Bilder nannte er „Rayographien”. Bei seinen Fotografien entschied er erst nach der Durchsicht der Negative über das endgültige Motiv; er bevorzugte Ausschnitte gegenüber dem vollen Format. Aufgrund der technischen Effekte, deren er sich zusätzlich bediente, erscheint das Vertraute fremd, Lebendiges erstarrt und Lebloses beseelt. Er vermochte stets die Balance zu bewahren zwischen Nähe und Distanz; subtile Erotik charakterisiert seine Frauenporträts und Akte.

Als Gegner der Schubladisierung von „freier” und „angewandter” Kunst arbeitete Man Ray auch für Modezeitschriften wie Vogue oder Harper's Bazaar.

(Bis 26. Jänner 1997)

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