Leicht hat es diese Gärtnerin nicht

Werbung
Werbung
Werbung

Mozarts "Finta" mischt Momente der opera buffa mit denen der opera seria. Ansätze von psychologischer Personenzeichnung sind bereits erkennbar. Das Problem ist die durch zahlreiche Details überfrachtete Handlung. Sie gipfelt darin, dass die sich zwischendurch als Gärtnerin - wofür sie den Namen Sandrina angenommen hat - verdingende Marchesa Violante, die der Podestà schon als seine künftige Frau sieht, doch noch zu ihrem geliebten Grafen Belfiore findet. Kurz war er überzeugt, sie erdolcht zu haben. Glücklicherweise blieb es beim Mordversuch. Weil es zum glücklichen Stückausgang gehört, lacht auch den übrigen Protagonisten, ausgenommen dem Podestà, das Partnerglück.

Aus der Münchner und Augsburger Version hat Jacobs eine Mischfassung erstellt, weil er nicht glauben kann, dass einzelne Instrumente bei den ersten Aufführungen so wenig zum Einsatz kamen. Mit kantigen Akzenten, schroff auch in zahlreichen Übergängen, realisierte er sie mit dem ihm meist selbstverständlich folgenden Freiburger Barockorchester. Nicht leicht machte er es damit den Sängern, die stets flexibel auf seine Temporückungen reagieren mussten und wenig Möglichkeit zu eigener Profilierung hatten.

Spannung war damit nicht garantiert, denn rasch ermüdete diese auf steten Wechsel angelegte Tempodramaturgie, die einzelne Darsteller an ihre vokalen Grenzen führte. Schließlich fanden sie sich auch in einer besonders turbulenten Szenerie. Denn Alden verlegte die im 18. Jahrhundert spielende Handlung in das Italien der 1930iger Jahre, setzte auf eine das Sujet noch mehr verwirrende Bilderfülle, anstatt die Handlungsvielfalt sinnvoll zu entflechten.

Verwirrende Bilderfülle statt Handlungsvielfalt

Der machoartige Podestà, den Jeffrey Francis auch vokal altersentsprechend gab, wurde damit zum Mussolini-Wiedergänger, Ramiro, ursprünglich eine Kastratenrolle, von einem betont unschick gekleideten Mezzosopran (prägnant: Marie-Claude Chappuis) gemimt, womit das ohnehin unübersichtliche Spiel der Geschlechter unnötig verstärkt wurde. Vornehmlich als Hysterikerin erschien die kurz von Belfiore als Frau umworbene, schließlich von Ramiro geehelichte Arminda (rollendeckend: Alexandrina Pendatchanska).

Sunhae Im präsentierte sich als schrille Serpetta, Michael Nagy als struppiger Violante-Diener Roberto alias Gärtner Nardo. Und hin- und hergerissen zwischen Liebhabern und der Bewältigung Angst einflößender Situationen musste Sophie Karthäuser in der zwischen schmucklosen Wänden, Art-déco-Fauteuils und kindischen Tapeten changierenden Bühne (Paul Steinberg) ihre anspruchsvolle Doppelrolle meistern.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung