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Albert Einstein als Liebeswerber

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Mit diesen erst vor einigen Jahren entdeckten Liebesbriefen Albert Einsteins an seine Frau Mileva Marie gelingt erstmals ein tiefer Einblick in die Gefühlswelt des Physikers.

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Mit diesen erst vor einigen Jahren entdeckten Liebesbriefen Albert Einsteins an seine Frau Mileva Marie gelingt erstmals ein tiefer Einblick in die Gefühlswelt des Physikers.

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Unsere Kulturgeschichte weist Namen auf, die mit einem solchen Mythos umgeben sind, daß sie nur mit großer Andacht ausgesprochen werden. Bei Albert Einstein (1879-1955) teilt sich das Lager der Andächtigen in naturwissenschaftlich verständige Bewunderer und unverständige, deren Bewunderung dadurch noch fassungsloser ist.

Durch den kürzlichen Fund der Liebesbriefe zwischen dem vor dem Durchbruch zum anerkannten Genie stehenden Albert Einstein und seiner damaligen Freundin und späteren Frau Mileva Marie (1875-1948), der einzigen Physikstudentin ihres Semesters in Zürich, wird der berühmte Physiker gefühlsmäßig vielleicht nicht begreifbar, aber greifbarer.

Der kommentierten deutschen Ausgabe des Briefwechsels, der in der Zeit des Kennenlernens beginnt und bis kurz nach der Hochzeit reicht, werden erhellende Aufsätze über die Persönlichkeit des Forschers und die seiner Gefährtin von internationalen Wissenschaftlern vorangestellt. Ohne Anhänger eines übertriebenen Feminismus zu sein, kann man Arinin Hermanns Essay über „Einstein und die Frauen“ den Vorwurf einer einseitig männlichen Deutung nicht ersparen. Gerade in den nur elf erhaltenen Briefen Milevas an ihren Gebebten und bei Kenntnis der späteren Biographie überrascht der — erst kurz bekannte - hohe Anteil der bewunderungswürdigen Naturwissenschaftlerin am Werk ihres Mannes.

Während die Briefe der jungen Serbin einen bescheidenen und bittenden Ton aufweisen, erfährt der Leser den sehr verliebten Albert als einen selbstbewußten jungen Mann, der in einem auffallend unbeküm merten und originellen Stil in über 40 Briefen seine menschlichen Nöte (Geldprobleme, Prüfungsängste, Stellungsuche, Streit mit der Familie, die Mileva ablehnt, und wissenschaftliche Überlegungen) seinem „kleinen Alles“ anvertraut.

Leider blieb die Mutter seiner drei Kinder (das Schicksal der gemeinsamen Tochter liegt völlig im dunklen) nur 16 Jahre seine Ehefrau. Einstein verließ sie charakterlos und überging sie in späteren Publikationen völlig, trotz ihres umfassenden Einsatzes für ihn. Doch darüber berichten schon Eschriebene und bald erscheinende bensbeschreibungen beider.

ALBERT EINSTEIN / MILEVA MARlt

Am Sonntag küss’ ich Dich mündlich Die Liebesbriefe 1897-190).

Hrsg, von Jürgen Renn und Robert Schulmann.

R. Piper Verlag, München 1994.

214 Seiten, öS 261,-.

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