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Einer sieht Moskau...

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Etwas mehr von den inneren Verhältnissen in der Sowjetunion hätte der Leser aus dem Reisebericht „Moskauer Sommer 1964“ aus der Feder von Professor Mihajlo Mihaj-lovs erfahren können, wäre nicht auf eine Intervention der sowjetischen Botschaft in Belgrad die Februarnummer der serbischen kulturpolitischen Zeitschrift „Delo“ in ganz Jugoslawien beschlagnahmt worden. Mihajlo Mihajlov ist Professor an der philosophischen Fakultät der Universität der kroatischen Adria-stadt Zadar und ein hervorragender Kenner des alten und neuen russischen Geisteslebens. Er ist in Jugoslawien besonders durch seine Studien auf dem Gebiet der Slawistik sowie mit zahlreichen Übersetzungen aus der russischen Literatur hervorgetreten. Aus dem Reisebericht — der auch in deutscher Sprache veröffentlicht wird — erfährt man viele hier im Westen kaum bekannte Einzelheiten.

Nach einer Äußerung Chruschtschows sind beispielsweise von 1956 bis 1964 in den sowjetischen Zeitschriftenredaktionen über zehntausend Romane, Erzählungen und Memoiren eingegangen, die sich mit dem Leben in sowjetischen Konzentrationslagern befassen. Ir Laufe von dreißig Jahren wurden acht bis zwölf Millionen Menschen in KZ-Lager deportiert. Darüber schreibt Mihajlov:

„Vor dem zweiten Weltkrieg sind viele kleine Völker aus türkischen und persischen Grenzgebieten nach Nordsibirien deportiert worden, wo sie — die starke Kälte völlig ungewohnt — wie Fliegen dahinstarben. Damit wird auch klar, warum während des zweiten Weltkrieges viele Einheiten der Roten Armee, zusammengesetzt aus Kalmüken, Tataren, Tscherkessen und anderen kleineren Völkern, den schwersten Repressalien ausgesetzt, sich auf die Seite der hitlerischen Verbrecher geschlagen haben. Das gleiche gilt auch für die Donkosaken...“

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