Seit dem Tag, an dem die großen jugoslawischen Tageszeitungen den Wortlaut der vom Parlament gebilligten „Wirtschaftsreform“ brachten, sind nur ein paar Wochen vergangen. Dieser Zeitabschnitt ist zu klein, um schon jetzt ein präzises Urteil über die praktischen Auswirkungen dieser „Reform“ zu geben. Denn das Chaos, das jetzt in der jugoslawischen Wirtschaft herrscht, ist zu groß, um die „neuen“ Maßnahmen, Gesetze und Vorschriften über den Dinarkurs (ein amerikanischer Dollar ist ab 26. Juli 1965 gleich 1250 Dinar, anstatt 750 Dinar wie bisher), die Verteilung der Mittel und
Die relativ niedere Produktivität In der jugoslawischen Industrie und die hohen Produktionskosten werden als Ursache dafür angesehen, daß tri Jugoslawien nicht ohne weiteres ein höherer Lebensstandard zu erreichen ist und daß Jugoslawien auf den Weltmärkten nicht zu konkurrieren vermag: das wird in letzter Zeit in jugoslawischen Zeitungen und Wirtschaftskommentaren immer wieder hervorgehoben. In diesem Zusammenhang ist eine Statistik des jugoslawischen Instituts für Arbeitsproduktivität (publiziert in der Zagreber „Borba“ vom 14. April) höchst aufschlußreich.Die Statistik gibt
In der letzten Zeit werden in ganz Jugoslawien private Villen und Weekendhäuser für Erholungszwecke gebaut. Diese Bauten sind für 25 Jahre von der Steuer befreit. Diesen Bauluxus können sich aber nur die Leute erlauben, die die Wohnungsfrage schon auf ihre Art gelöst haben: hohe Funktionäre, Fachleute, Sportler, Sänger und Handelsleute. Die Häuser werden die meiste Zeit über an Touristen und Erholungssuchende verpachtet, während zur selben Zeit die meisten jugoslawischen Arbeiter nicht einmal 30.000 Dinar monatlich verdienen und in sehr schlechten und teuren Wohnungen wohnen.Die
Etwas mehr von den inneren Verhältnissen in der Sowjetunion hätte der Leser aus dem Reisebericht „Moskauer Sommer 1964“ aus der Feder von Professor Mihajlo Mihaj-lovs erfahren können, wäre nicht auf eine Intervention der sowjetischen Botschaft in Belgrad die Februarnummer der serbischen kulturpolitischen Zeitschrift „Delo“ in ganz Jugoslawien beschlagnahmt worden. Mihajlo Mihajlov ist Professor an der philosophischen Fakultät der Universität der kroatischen Adria-stadt Zadar und ein hervorragender Kenner des alten und neuen russischen Geisteslebens. Er ist in Jugoslawien
Von allen kulturellen und politischen Phänomenen hat in Jugoslawien in letzter Zeit eine gewisse Blüte nur die Publizistik erlebt, darunter auch die religiösen Zeitungen und Zeitschriften, besonders in Slowenien und Kroatien. Nach der Enzyklika Johannes' XXIII., „Pacem in terris“, ist nämlich auch in Jugoslawien eine gewisse Annäherung zwischen Kirche und Staat eingetreten. Für die Katholiken Sloweniens und Kroatiens ist es jedoch schwer, unter den noch immer totalitären Bedingungen auch „ein politisches Programm“ zu erstellen, innerhalb dessen sich die christlichen
Die Hauptthemen in der jugoslawischen Presse, in den Diskussionen, in den Parlamenten der einzelnen Republiken sowie bei den Vorarbeiten für den VIII. Kongreß des Bundes der Kommunisten am 7. Dezember d. J. waren in den letzten Monaten: die Krise der Wirtschaft, der tiefe Lebensstandard und die Stagnation der Industrieproduktion. „So geht es nicht weiter, dieses System kann man nicht mehr aufrechterhalten.” Solche und ähnliche Kritik war in letzter Zeit überall in Jugoslawien zu hören, besonders in Zagreb. Sie wird in Zeitungen abgedruckt, sie wird lebhaft in Fabriken, auf
Die jugoslawischen Kommunisten wollen in unseren Tagen das Volk davon überzeugen, daß sie sich in einem Stadium der Humanisierung befinden. Diese Behauptung möchten die ideologischen Propagandisten auch mit der neuen jugoslawischen Verfassung stützen. Sie spricht bekanntlich auch über die Freiheit des Gewissens und des Schreibens. Daß aber diese „Freiheitsparagraphen“ in der Verfassung eigentlich nur Schall und Rauch sind, beweist schon die Tatsache, daß der Schriftsteller Milovan Djilas weiterhin im Gefängnis bleiben muß, während anläßlich des Tages der Republik (29. November)
Es ist nur wenigen bekannt, daß im kommunistischen Jugoslawien einige: Leute,, die: sieh-, JRWtofiPBhen nennen, .am Werk sind, und in den letzten paar Jahren eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet haben. Ihr Bestreben gilt ehrlichem Suchen neuer Formen und Möglichkeiten. Organisiert in ihren sogenannten Vereinigungen in den einzelnen Republiken (kroatische, serbische usw.) spielen sie eine nicht zu untersohätzende Rolle in der gesamten geistigen Entwicklung in Jugoslawien, die man freie Evolution bezeichnen kann.Vor etwa acht Jahren bewegten sich die südslawischen Philosophen in dem
“Pas Phänomen der Literatur der Südslawen, welche aus vier national verschiedenen besteht, nämlich aus der slowenischen, kroatischen, serbischen und makedonischen, ist im Westen zu wenig bekannt und anerkannt. So auch die gegenwärtige Literatur der jugoslawischen Völker, die hier leider allzu oft falsch und unkorrekt gedeutet wird. Bei uns wird oft über die „Slawenmassen“, über die Teilung der Kultur in die slawischöstliche und europäisch-westliche gesprochen, wobei sich unter dieser Klassifizierung aber oft falsche Behauptungen verbergen; die unwissende Öffentlichkeit wird