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Kein „Knecht mit Knechten"

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Um bei einer Biographie nicht in beiletristisch anmutendes Erzählen abzudriften, bedarf es akribischer Recherchen. Und darin liegt die Stärke dieses Buches.

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Um bei einer Biographie nicht in beiletristisch anmutendes Erzählen abzudriften, bedarf es akribischer Recherchen. Und darin liegt die Stärke dieses Buches.

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Was läßt sich über Georg Büchner noch sagen? Die Antwort auf diese Frage findet man in der umfassenden Arbeit Jan Christoph Hauschilds, die den Terminus der Objektivität für.sich beanspruchen darf.

Der Biograph ist sich der „Unmöglichkeit, gelebtes Leben zu erfassen und zu beschreiben“ und anderer Probleme bewußt, doch beweist er, daß er damit umzugehen weiß. So basieren seine Schilderungen größtenteils auf Zeitdokumenten, von Büchners Kindheit an, auf Briefen von imd an ihn.

In das Zentrum von Georg Büchners eigensten Problemen rückt Hauschild rücht etwa dessen pohzeihche Verfolgung, sondern die Figur des scheinbar übermächtigen Vaters, der sich als „bedingungsloser Verteidiger der Staatsautorität“ zeigt. Allein seinetwegen schlägt Büchner auch den Beruf des Arztes ein. Als seine Ausbildung abgeschlossen ist und Georg eine Dozentur in Zürich übeminmit, endet auch die finanzielle Unterstützung des Vaters. Hauschild zeigt auf, wie sehr dieses Vater-Sohn-Verhältnis von Unverständnis geprägt gewesen sein muß. Ist doch Georg nicht imstande, seine Not als Asylant in Zürich – trotz Dozentur – seinem Vater nahezubringen. Büchners Verhältnis zu seiner Verlobten Wilhemine Jaegle, die er während des Medizin-Studiums in Straßburg kermenlemt, schildert der Biograph reahstisch und ohne übertriebenes Romantisieren.

Was von Georg Büchner geblieben ist, ist sein literarisches Werk. Doch über diesem wird nur zu leicht vergessen, daß Büchner nicht vorhatte, als freier Schriftsteller zu leben, was in dieser Zeit nicht mehr so ungewöhnhch war. Der Autor von „Leonce und Lena“ wollte unabhängig leben und auch schreiben körmen. In einem Leben als freier Schriftsteller sieht er sich der Gefahr ausgesetzt, verschiedenen literarischen Moden nachkommen zu müssen, was ihn ebenso zum Knecht gemacht hätte wie eine offizielle Stelle als Arzt zum „Knecht mit Knechten".

Zur Entstehung des „Hessischen Landboten“ gelingt es Hauschild neue Aspekte aufzugreifen.

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