Luftig bis zum Engelssturz

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Das Dommuseum Salzburg zeigt in seiner Sommerausstellung "Himmelsbilder".

Was ist für Sie der Himmel? Der Sitz Gottes, der Ort von Sternen, ein Inbegriff der Sehnsucht?" Die diesjährige Sommerausstellung des Dommuseums in Salzburg möchte mit dem Thema "Himmelsbilder" zu solchen Überlegungen anregen. Es ist eine kleine Schau voller Spannung, die Peter Keller präsentiert. Der zeitliche Bogen reicht vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart, von der Darstellung Christi inmitten der Apostel bis zum Video einer unendlich langsam weiterziehenden Wolkenformation. Wie sehr sich mit den Weltbildern auch die Himmelsbilder im Laufe der Zeit verändert haben, zeichnet die Ausstellung schlaglichtartig nach.

Der erste Schwerpunkt widmet sich der Polarität von "Himmel und Hölle", von Gut und Böse, Oben und Unten. Die großformatigen Tafeln von Ludwig Glötzle (1891, ehemals an der Westwand des Domes) greifen das große Thema vom Aufsteigen der Seligen und vom Höllensturz der Verdammten auf, ein Thema, das seit dem Mittelalter vor allem in der Bauplastik, in der Wand- und in der Miniaturmalerei den Gläubigen vorgeführt wurde. In Darstellungen des Weltgerichts öffnen sich die Himmel in teils dramatischen Szenen, so in dem kleinen Altar von Christoph Schwarz (1590). Franz Joseph Spieglers "Engelssturz" (um 1747) oder Arsenio Mascagnis "Christus in der Vorhölle" (erstes Viertel des 17. Jahrhunderts) zeigen eine wirkungsvolle Inszenierung von Licht und Schatten. Mit dem Beginn der Neuzeit weitet sich der Horizont, nicht nur im Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild. Der Bezug von "Himmel und Erde", so der zweite Themenkreis der Ausstellung, wird künstlerisch umgesetzt etwa im "Turmbau zu Babel".

Der Himmel wird aber auch Ziel des forschenden Geistes - im Zentrum steht hier der kürzlich restaurierte Salzburger Himmelsglobus, bemalt um 1660/1680 und 1790/1810. Auf Tafelbildern und vor allem in der Deckenmalerei öffnet sich der Himmel zu eindrucksvollen Lichtvisionen ("Glorie des hl. Stephanus", um 1750) und er findet zunehmend Beachtung im reinen Landschaftsbild.

Um 1800 wird der Himmel meteorologisch erfasst durch Luke Howards berühmte und heute noch gebräuchliche Wolkenklassifikationen, die Geheimrat Goethe zu wissenschaftlichen und poetischen Reflexionen veranlasst haben. Auch die Künstler entdeckten den Himmel, nun um seiner selbst willen, indem sie seine ständigen Veränderungen in Wolkenstudien festzuhalten suchten, so etwa die Cumulus-Formationen von Berend Goos (1853). Von hier aus fällt der Blick des Besuchers auf ein modernes Newton-Spiegelteleskop, das im Themenkreis "Weltall" die moderne Sicht auf den Himmel veranschaulicht. Am Ende steht eine bearbeitete Aufnahme des nächtlichen Himmels von Thomas Ruff. Seine Sterne 12 h 34 m / -40° (1990) geben einen Ausblick in die Weite des Alls, einen präzisierten Ausschnitt der Unendlichkeit ...

HIMMELSBILDER

bis 30. Oktober. Dommuseum Salzburg. Mo-Sa 10-17 Uhr, So u. Feiertag 11-18 Uhr. www.kirchen.net/dommuseum

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