Maßgeschneidertes Wohnumfeld

Werbung
Werbung
Werbung

Ausstellung zum 100. Geburtstag von Ernst A. Plischke, dem Pionier moderner österreichischer Architektur.

Das Arbeitsamt in Wien-Liesing mit aufs Trottoir ragendem, verglastem Stiegenhaus, horizontalen Fensterbändern, filigranen Profilen, dem hocheleganten Schalterraum ist eine Ikone der Moderne. Ernst A. Plischke plante das lichtdurchflutete Amt in Stahlskelettbauweise mit 27 Jahren als erste selbständige Bauaufgabe, es war das modernste Gebäude Wiens. Das Arbeitsamt in Gmünd und Amstetten folgten, mit seinem Doppelhaus in der Wiener Werkbundsiedlung, dem Haus Mühlbauer und dem Haus Gamerith am Attersee bereicherte Plischke die österreichische Architekturlandschaft um weitere Juwelen der klassischen Wiener Moderne.

Plischke war Schüler des berühmten Möbeldesigners Josef Frank und tauschte sich mit Le Corbusier aus. 1935 heiratete er die jüdische Landschaftsarchitektin Anna Lang. Mit ihr emigrierte er 1939 nach Neuseeland. Dort arbeitete er im Deparment for Housing Construction, setzte sich intensiv mit dem Wohnbau auseinander. Seine grundlegenden Überlegungen publizierte er in "About Housing" (1943) und "Design and Living" (1947). Architektur sollte in jeder Dimension den Rahmen für das Leben des Menschen bilden, bis heute sind Plischkes Neuseeländer Häuser geliebt und gepflegt.

1963 kam er nach Wien zurück, um sich seiner Lehrtätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste zu widmen. An fulminanten Karrierebeginn der Vorkriegszeit konnte er jedoch nicht mehr anschließen. Die wenigen Bauten, die er verwirklichte, darunter das Haus Frey in Graz, zählen zu den besten ihrer Zeit. Als zutiefst menschlicher Meisterklassenleiter hat er Spuren hinterlassen: Elsa Prochazka und Luigi Blau gehören zu seinen Schülern.

Zum 100. Geburtstag würdigte ihn die Akademie der Bildenden Künste mit der Ausstellung "E.A.Plischke. Das Neue Bauen und die Neue Welt, das Gesamtwerk". Sie ermöglichte endlich auch die Begegnung mit seinen Neuseeländer Bauten. Er betrachtete Architektur umfassend, bezog kulturelles Umfeld, Landschaft, Charakter des Bauherrn bis hin zur Gestaltung des Mobiliars immer in seine Planung ein. In fruchtbarer Zusammenarbeit mit seiner Frau Anna Lang entstanden harmonisch in die dortige Vegetation eingebettete Häuser. Das subtropische Klima ermöglichte noch leichtere Konstruktionen, die exotischen Hölzer und Steine führten zu einer lockeren, verspielteren, farbenreicheren Form der Moderne.

Das Kaiserliche Hofmobiliendepot zeigt "Ernst Plischke als Möbeldesigner." Für Walter Gamerith plante er nicht nur das Haus am Attersee, er stattete auch die ganze Familie mit Einrichtungen aus. Diese ist ebenso zu sehen wie das Schmuckstück der Schau, eine Leihgabe der Queen: der Schreibtisch, den Plischke 1947 als staatliches neuseeländisches Hochzeitsgeschenk an die britische Kronprinzessin Elisabeth entwarf. Im Mittelteil des Aufsatzes integrierte er ein Stück Flechtwerk, das die Maori in der Tuku-Tuku-Technik gefertigt hatten. Intarsienarbeiten aus verschiedenen Hölzern zeigen Pflanzen des Landes, das klare Gesamtdesign lässt das Möbel trotz der Materialvielfalt nicht überladen wirken. Plischkes besondere Gabe, für seine Bauherren ein maßgeschneidertes Wohnumfeld zu schaffen, zeigt sich am deutlichsten in der Wohnung für die Keramikerin Lucie Rie. Sie nahm das Interieur in die Emigration nach London mit, bis zu ihrem Tod lebte sie darin.

Ernst Plischke als Möbeldesigner

Kaiserliches Hofmobiliendepot

Andreasgasse 7, 1070 Wien

Bis 29. Juni, Di-So 10-18 Uhr

Symposium:

100 Jahre Ernst Anton Plischke 27./28. Juni im Atrium der Österr. Beamtenversicherung, Grillparzer Str. 14 1010 Wien

Buchtipp:

Ernst Anton Plischke. Architekt und Lehrer. Verlag Anton Pustet, Salzburg (erscheint Ende Juni), 192 Seiten, brosch., zahlreiche Abb., e 25,-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung