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A. E. Plischke
Plischke und seine Schule“ in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz gilt vor allem dem Werk jenes österreichischen Architekten, der 1938 vor der Barbarei nach Neuseeland in die Emigration ging und erst vor einigen Jahren als Professor in seine Heimat zurückgeholt, ihr wieder gewonnen wurde. In einem gewissen Sinne bietet sie erstaunliche Überraschungen und Offenbarungen, vor allem für den, dem das Werk Ernst Plischkes nur aus den allerdings bereits erstaunlich profilierten und eigenständigen Bauten der Arbeitsämter Liesing und Gmünd, der Häuser im Rosental und am Atter-
see (in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre entstanden) bekannt war.
An dem sorgsam ausgewählten Überblick über das Gesamtwerk fällt das Reifen einer geistigen Konzeption und die Reinheit, mit der sie durchgehalten wird, als wesentliches Merkmal auf. Dazu gehört die frühe Eigenständigkeit des Behrens-Schülers ebenso wie die hier so seltene Offenheit für die internationale Entwicklung im Sinne eines „kubistischen“, unendlichen Raumes, die Absage an einen sterilen Formalismus zugunsten einer latenten Spannung zwischen rationalen Konstruktionsformen und bauplastischem Konzept, das die neuen Mittel den neuen Gedanken über den umgrenzten und sich öffnenden Raum unterordnet. Daß dieses Problem mit einer sehr großen menschlichen Sensibilität immer wieder angegangen und zur Lösung geführt wird, ist vielleicht das „Wienerische“ an Ernst Plischke; das Bedeutende an der Leistung liegt in der ständigen schöpferischen Auseinandersetzung mit den als Meistern anerkannten Größen wie Rietveld, van Doesburg, Le Cor-busier, Mies van der Rohe und wohl auch Gropius. Es liegt aber vor allem in der Erkenntnis der metaphysischen Bedeutung des Raumes, einer Bedeutung, die vor allem das neue Bild des Humanen beinhaltet und bei ihm besonders in seinen Privathäusern zu zeitlosen Lösungen führte.
Die Ausstellung der Schüler, sehr originell als Galerierampe eingebaut, zeigt, wie befruchtend bei Wahrung der einzelnen Individualität die wirklich schöpferische Konzeption eines wahren Lehrers wirken kann, dessen Prinzipien anregen statt zu vergewaltigen. Eine äußerst wesentliche und sympathische Ausstellung.
Sympathisch sind auch die Zeichnungen von Josef Pillhofer in der Galerie Würthle, saubere, demütige und bewußte Auseinandersetzungen mit der Landschaft in Istrien und in der Steiermark. In diesen scheinbar so einfachen Zeichnungen des Bildhauers liegt durch ihre strenge Auseinandersetzung mit der Realität ein ethischer Anspruch verborgen, den heute wenige junge Künstler erfüllen können.
Dagegen pendeln die Bilder des schwedischen Malers Bertil Wohlberg im. Französischen Saal des Künstlerhauses zwischen sehr schlechten Altamira-Imitätionen una reinem Kitsch. Struktur, das heißt hier gehäufte Farbe, wird zu reinem Selbstzweck, ohne Beziehung zur Form, und nur in einigen wenigen Kinderbildern, die unpretentiös und nicht gall-bunt sind (Nr. 32, 28, 20), oder in der „Slowenin“ oder dem Munchschen „Fischer“ sind malerische Ansätze oder kompositioneile Reste spürbar.
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