Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Lois Welzenbacher
Eine äußerst wichtige Ausstellung ist derzeit in der Galerie St. Stephan zu sehen, die dem Architekten Lois Welzenbacher (1899 bis 1955) gilt. Sein Lebenswerk, das durch die Ungunst der Zeit zu leiden hatte — wieviel wurde doch davon zerstört! —, ist das eines wahrhaft künstlerisch konzipierenden Architekten, der seine imaginativen Einfälle und Pläne — wo er nur durfte — mit seltener Konsequenz und Kompro-mißlosigkeit durchdachte und ausführte. Welzenbacher war von einer Blut-und-Boden-Architektur ebenso weit entfernt wie von einer rein funktionellen. Zentrum des Bauens blieb ihm der Mensch und der innere Sinn eines Bauwerkes im Verhältnis zu seinem Umraum. Es ist faszinierend, in dieser Ausstellung zu sehen, wie er in seinen Häusern den Landschaftsgedanken aufnimmt, Gebäude bewußt in die Umgebung einfügt oder als Akzent dagegensetzt. Die Liebe zur Baukunst und ihren Aufgaben drückt sich dabei in sorgfältigster Planung aus, in einer umfassend lebendigen Gliederung, die von einem selten feinfühligen, fast musikalischen Sinn für die Verhältnisse der Teile zum Ganzen getragen wird. Seine Häuser sind im wesentlichen plastisch modellierte Gebilde, und in ihrer Gestaltung steht er sowohl auf dem Boden der eigentlichen, auch handwerklichen Tradition wie auf dem des neuen Bauens. Ob Land- oder Stadthaus, Hotel- oder Fabrikbau, Siedlungs- oder Stadtplanung, jede seiner Leistungen trägt das unverwechselbare Kennzeichen einer künstlerischen Menschlichkeit, die in den Siebel-Flug-zeugwerken einen beinahe bestürzenden Ausdruck edler Monumentalität gewonnen hat. Daß seine seltene künstlerische Kraft sowenig genutzt wurde, gehört zu den großen Versäumnissen der Zeit. Es ist daran gedacht, daß an dieser Stelle auf ihn und sein Werk noch näher eingegangen wird.
Eine bemerkenswerte Ausstellung ist auch in der Galerie Würthle zu sehen, die Bilder von Erich Müller, Stuttgart, zeigt. Müllers Arbeiten, meist in sehr farbiger Tonalität, haben sich ein wirkliches malerisches Problem gestellt, nämlich mit flächiger Farbigkeit plastische Formen zu gestalten. Wenn Müller im eigentlichen dabei auch noch nicht zum Bild vorgestoßen ist, so liegt das weniger an dem in seinen Arbeiten gezeigten Können als an der Größe des Problems, das auch die Einbeziehung des Umraums der Formen verlangen würde. Die Dichte der Empfindung und das bildnerische Ethos, das den Gestaltungsproblemen nicht auszuweichen versucht, überzeugen zutiefst. Hier ist mehr Ehrlichkeit und fruchtbare, persönliche Auseinandersetzung zu finden als in anderen Aus-Stellungen.
„Unter 30“ sind die Aussteller Im Ausstellungsraum des Kulturamtes der Stadt Wien am Friedrich-Schmidt-Platz. Wenn auch keine Offenbarungen von ihnen ausgehen, so sind doch die Aquarelle von Martha Jungwirth, Rainer Schiestl, Richard Pechok, die Lithos von Elfriede Macek, die Zeichnungen von Walter Malli und ein Relief von Peter Weihs bemerkenswert.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!