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Wagner und Fendi

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Die Bedeutung der großen O 11 o -Wagner-Aussf'ellung im Historischen Museum der Stadt Wien kann gar nicht überschätzt werden. In chronologischer Anordnung zeigt sie fast alle erhaltenen Arbeiten und Projekte aus der Zeit von 1890 bis 1917 und ermöglicht es, ein so umfassendes und eindringliches Bild dieses großen Baumeisters zu gewinnen, daß manches in neuem Licht und neuen Zusammenhängen erscheint. Für Österreich bezeichnet Otto Wagners Werk jenen entscheidenden Schnittpunkt in der internationalen Architektur, als sie, allgemeiner Bewegung folgend, mit neuen Materialien und neuen Konstruktionsmethoden zu einer neuen Baugesinnung durchstieß. Nur relativ weniges und am Anfang stehendes ist an Wagners Werk zeitgebunden, und diese Zeitgebundenheit betrifft wieder nur die oft allzu üppig wuchernde Schmuckfreudigkeit einer reichen Phantasie. Dahinter verbirgt sich ein fast klassisches Gefühl für Maß und Masse und vor allem jenes starke plastische Raumempfinden, daß nur den großen Architekten kennzeichnet. Immer klarer und bestimmter schälen sich im Lauf des Lebenswerkes diese grundlegenden Elemente heraus und vereinen sich mit den neuen Einsichten auf dem Gebiet der Konstruktion, der Organisation und der räumlichen Durchbildung zu Leistungen, in denen vieles vorweggenommen und vorgeformt ist, das heute als grundlegend für neues Bauen gilt. Man muß dieser Ausstellung regen Besuch, vor allem von Seiten der Architektenschaft wünschen. In einer Zeit, die danach trachtet, sich vor allem durch Bausünden zu verewigen, ist eine Auseinandersetzung mit Otto Wagner bitter nötig. Den Veranstaltern, Organisatoren und Bearbeitern dieser Ausstellung muß man von Herzen danken.

Zeigt das Werk Otto Wagners, wie es einer starken Persönlichkeit gelingen kann, die Enge der Provinz zu zerbrechen, so ist das Werk Peter Fendts (1796 bis 1842) — im Oberen Belvedere zu sehen — geeignet, ihre Grenzen, wenn

auch in liebenswürdiger Form, ins Gedächtnis zu rufen. Technische Perfektion — vor allem in den Aquarellen — ersetzt den heißen Atem der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit — Gemüt, Beschaulichkeit und Betulichkeit die innere Anteilnahme. Fendi, in Biedermannsdorf geboren, war ein hervorragender Exponent des Biedermeiers. Doch auch hier ist vereinzelt der Anruf von Bedeutenderem zu spüren. So in der „Feldmesse“, mit ihren malerischen Andeutungen und der Fleckenwirkung der roten Schirme und des Baldachins, dem „Bildnis des Cellisten Wödl“, dem „Kind im Lehnstuhl“, das im Gesicht bereits auf Romako hindeutet, und der „Jungen Witwe mit Kind“. Die Delikatesse der Aquarelle verrät die Sensibilität eines Malers, dessen poetische Empfindung durch . die Konvention seiner Zeit und Umgebung gelähmt wurde, obwohl er zu größerem vielleich befähigt war. Daneben verraten Fendis nicht ausgestellte Erotika, wie wenig „bieder“ diese Zeit eigentlich gewesen sein muß.

In der Akademie der bildenden Künste ist im Rahmen ihrer bedeutenden Gemäldegalerie eine interessante Ausstellung über „Die römische Landschaft in der Malerei des 17. und frühen 18. Jahrhunderts“ zu sehen. Sie umfaßt 16 Bilder nordischer Maler, denen Italien zum künstlerischen Erlebnis wurde. Aus ihnen ragen die Landschaften von Karel Dujardin, das „Parisurteil“ eines anonymen französischen Malers um 1630 und Sebastien Bourdon besonders hervor. — Ebenfalls in der Akademie der bildenden Künste, aber in ihrem Kupferstichkabinett, ist wieder eine der unter dem Titel „Auf vielen Wegen“ veranstalteten Ausstellungen untergebracht. Unter den Zeichnungen, Aquarellen und Graphiken fallen jene von Norbert Drexel, Paul Flora, Alfred Karger, Helmut Kies, Carl Unger. Kurt Absolon und Ernst Fuchs besonders auf.

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