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Roland Rainer

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Mit vollem Recht feierte Sektionschef Dr. Alfred Weikert in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung von Professor Dr. Roland Rainer in der Wiener Akademie der bildenden Künste den so verdienstvollen Lehrer, Planer, Publizisten und Architekten, dessen Schaffen für Wien und Österreich und über dessen Grenzen hinaus bereits so viel bedeutet hat. Die schöne, klar gegliederte und äußerst eindrucksvolle und instruktive Ausstellung gibt einen Rechenschaftsbericht über die während der letzten zehn Jahre geleistete Arbeit und macht mit einer für diese Zeit erstaunliche Fülle von Werken bekannt, vor allem, wenn man bedenkt, daß fünf lange und opfervolle Jahre davon dem Planungskonzept von Wien gewidmet waren, das — hervorragend ausgestattet — im Verlag Jugend und Volk erschienen ist. Die sozialen und ethischen Voraussetzungen dieses hervorragenden Baumeisters und Architekten sind unübersehbar. Ohne seine persönliche Formensprache, die in einer, man möchte sagen nüchternen, realistischen Poesie liegt, zu verleugnen, gilt sein Hauptaugenmerk einer möglichst in die Breite gehenden, umfassenden Sicherung der wirklichen Errungenschaften des neuen Bauens, die für ihn besonders ein dem Menschen dienendes humanes Bauen meinen, das im Großen Organisation und Würde, im Kleinen Sicherheit und Intimität ausdrückt. Daher einerseits auch seine grundlegenden städtebaulichen Arbeiten, im Anschluß und in der Auseinandersetzung mit Lewis Mumford, anderseits die intensive Beschäftigung mit der Notwendigkeit der Serienfabrikation auch im Bereich der Einfamilienhäuser, die zu dem eindrucksvollen „Lignostahlhaus“ geführt hat. Die gesonderten Ergebnisse der Häuser in Kitzbühel und im Burgehland beweisen ebenso wie die Flachbausiedlung Mauerberg, daß ausgezeichnete Architektur immer „landschaftsgebunden“ ist. Man hat den intensiven Eindruck, daß ein eminent praktischer Sinn, der allen Mätzchen abhold ist und sich mit einem empfindsamen ästhetischen Gefühl paart, Rainer immer wieder zu dem glücklichen Ergebnis führt, daß er nicht nur zweckmäßig und schön, sondern auch billig baut. Auch darin drückt sich sein soziales Empfinden aus, sein menschliches Verstehen, die Achtung vor dem Mitmenschen, die sich in der Ausstellung in liebenswerter Art auch dadurch äußern, daß er auf einer Tafel die Namen der Mitarbeiter an der Ausstellung anzeigt und Schülerprojekte einbezieht. In den Kommunalbauten der Stadthallen von Wien, Bremen und Ludwigshafen scheinen die expressiven Höhepunkte der Ausstellung auf. Ludwigshafen mit seiner bei aller Größe zarten, hyperparaboloiden, kühnen Dachkonstruktion, ist ein wunderbar schwingender Ausgleich von Form, Funktion und Gehalt. Dieser Bau scheint eine neue Phase in einem Werk einzuleiten, dessen Gestalt immer ausgeprägter wird, das Werk eines bedeutenden Architekten — der für Montreal den einzigen Entwurf geliefert hat, der von einer kulturellen Vorstellung ausgeht —, der wahrhaftig, wie Sektionschef Dr. Weikert sagte, der „Rainer“ ist. Es bleibt der einzige Wunsch offen, daß Österreich ihm jene bedeutenden Aufgaben endlich überträgt, die er wahrhaft zu lösen imstande wäre.

Die Ausstellung von Arbeiten aus den letzten fünf Jahren des Malers Leopold Hauer in der Galerie 'im Griechenbeisel verstärkt nicht nur in liebenswürdiger Weise die Eindrücke, die man aus seinen letzten Ausstellungen am gleichen Ort und im Künstlerhaus gewann, sie fügt Neues und Wesentliches hinzu. Der Hang zum Naturdetail, zum Skurrilen und Bizarren, als Träger eines erlebten Ausdruckes, ist größer geworden, aber auch die Freiheit der malerischen Äußerung, ohne daß deshalb die vorhandene Strenge in der Fläche aufgegeben würde. Besonders bemerkenswert ist jedoch, daß die Bilder, deren liebevolle Verwurzelung im Jugendstil nachwirkt, farbig reicher vibrieren, die intensive Einfühlung auf das Motiv ihre geschlossenen und deutenden Farbakkorde erzeugt, satte Reife dieser Darstellung erreicht wird. Bilder wie das „Kloster bei Ravello“, „Boote“, „Die weiße Wurzel“, „Sonnenblumen I“ etwa sind Beispiele der beglückenden Jugend-frische .eines Malers, der mit 69 Jahren EmpfindUj^g, Vitalität und Wissen um die Malerei dokumentiert, um die ihn viele junge beneiden müßten.

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