6727582-1965_38_06.jpg
Digital In Arbeit

Pro und kontra Strauß

Werbung
Werbung
Werbung

In einem wachsenden Umfang sind heute Manager politischer Parteien gezwungen, Fachleute, die sonst mit der Lösung öffentlicher Aufgaben befaßt sind und bestens sowohl Ziffern als auch Institutionen, nicht aber Massen manipulieren können, 'zu Persönlichkeiten zu machen. Die Fertigprodukte „managerialer“ Künste werden sodann den Wählervölkern präsentiert Daß diesen gemachten Persönlichkeiten, die für Monate Akteure des politischen Schaugeschäftes sein müssen, bei ihrem Auftreten meist nicht sonderlich wohl ist, kann man immer wieder bemerken, wenn sie ihren Dompteuren entwischen können. Die Verwissenschaftlichung unserer gesellschaftlichen Prozesse, die Bemühungen um eine Stabilisierung unserer Wohlfahrt und die damit verbundene Versachlichung der Politik verlangen jedenfalls immer mehr den Fachmann, dessen Handeln freilich unter politischen Aspekten erfolgen muß. Daher wächst auch die Zahl der gemachten Politiker.

Die Antwort darauf, daß Fachleute dem Publikum vorgestellt werden müssen, nicht blendende Naturredner, nicht Schauspieler, sondern Rollenschreiber, zeigt sich oft in gähnend leeren Versammlungssälen, während sich Scharlatane, die ohne Belastung mit Verantwortung und Sachkenntnissen jede Rede zum turbulenten Ein-Mann-Stück machen, bei ihren Auftritten besten Zuspruchs erfreuen dürfen. Vor allem wenn das Publikum Literatur mit Politik, schön oder kühn geformte Sätze mit Aussagen verwechselt. Dadurch aber kommt es zu einer Verarmung des eigentlichen politischen Lebens, das nicht nur ein Komplex von Sachverhalten und Bühne für Politausrufer sein darf, sondern auch zuweilen etwas Seriös-Spektakuläres an sich haben soll.

Wahlkämpfe in der Ersten Republik Österreich hatten jedenfalls zuweilen etwas Faszinierendes an sich. Trotz Turbulenz und peinlicher Klassenunterscheidung. Das heißt nicht, den Demagogen verlangen, dem sich meist nur Primitive der ersten „Nachurwaldgeneration“ ausliefern, sondern dem politischen Leben, dem politischen Alltag und vor allem dem Wahlkampf auch jene attraktiven Persönlichkeiten sichern, die keine Manipulation mehr benötigen, weil sie einfach durch ihre Natur wirken und Schminke kaum benötigen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung