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Mozarts Singspiel-Fragment "Zaide" in einer Textfassung von Italo Calvino in der Wiener Kammeroper.

Ohne Ouvertüre, ohne Dialoge, ohne Schluss: Wolfgang Amadeus Mozarts Türkenoper "Zaide" ist nur als Fragment überliefert. Dennoch ist das unvollendete Werk immer wieder in Bearbeitungen aufgeführt worden, schließlich ist es Mozarts erster Versuch eines deutschen Singspiels und auch in vielerlei anderer Hinsicht ein Vorläufer der "Entführung aus dem Serail" und der "Zauberflöte". Die Wiener Kammeroper hat nun erstmals in deutscher Sprache eine Textfassung von Italo Calvino auf die Bühne gebracht, die das vorliegende Material nicht zu komplettieren versucht, sondern mit den erzählerischen Möglichkeiten spielt, welche die Lücken eröffnen. Ein Erzähler (Urs Hefti, der Großmeister des Skurrilen) führt durch die Oper und schlägt alternative Handlungsabläufe vor. Als Angelpunkt dient dabei die zentrale Figur des Allazim, in den der Erzähler zusehends differenziertere Handlungsmotivationen hineininterpretiert.

In der ermüdenden Inszenierung von Helmut Wiesner spielt "Zaide" in einem Wiener Kaffeehaus, dem symbolischen Treffpunkt von Orient und Okzident. Der Erzähler ist der Ober, der mit seiner multikulturellen Gästeschar die Oper durchspielt. Die stereotypen Figuren, die an die "Entführung aus dem Serail" erinnern, sind dem Opernfreund wohlbekannt: Der junge liebende Sklave Gomatz (entwicklungsfähig: Xavier Mas), die aus Liebe zu ihm entbrannte Haremsdame Zaide (Anna Kovalko), der polternde Osmin (gut: Markus Raab) der edle Tyrann Soliman, sehr gut gesungen von David Alegret, aber manchmal vom Orchester unter Daniel Hoyem-Cavazza zugedeckt, das ansonsten tadellos in Mozart'schem Wohlklang schwelgt. Nur der Vezir Allazim ist je nach der Phantasie des Erzählers leidender Nebenbuhler, väterlicher Freund, eiskalter Machtpolitiker - technisch versiert, aber ein wenig unkultiviert interpretiert von Johan F. Kirsten.

Calvinos originelle Idee, verschiedene Handlungsstränge zu präsentieren, erweist sich in der ambitionierten Aufführung der Kammeroper leider als wenig praktikabel. Vor allem vor der Pause zerstören die gesprochenen Passagen den Fluss der Musik und "Zaide" wird zu einem Theaterstück mit Musik von Mozart. Und neben einem Urs Hefti haben es Sänger schwer, als Schauspieler zu bestehen.

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