Werbung
Werbung
Werbung

Amüsante Aufführung von Peter Shaffers "Amadeus" in Graz.

Gespenstisch bahnt sich in blaugrünem Licht eine dunkle Gestalt zwischen leblosen Körpern den Weg. Schließlich ein markerschütternder Schrei: "Mozart!" - Es ist Antonio Salieri, längstgedienter Hofkapellmeister Wiens, der sich des Mordes an seinem größten Konkurrenten anklagt. "Amadeus", jüngste Premiere am Grazer Schauspielhaus, greift die romantische Legende um angeblich mysteriöse Umstände von Mozarts Tod auf, um daraus eine Mischung aus Kriminalgeschichte und Charakterstudie zu destillieren.

Seit 1984 ist Peter Shaffers Stück in erster Linie durch Milos Formans Oscar-gekrönten Film bekannt. Kernfrage jeder Inszenierung daher, wie mit einem so erfolgreichen Filmstoff nun umzugehen sei. Regisseurin Cornelia Crombholz setzt auf die unmittelbare Wirkung des Theaters, auf Spielfreude und Persönlichkeitscharisma. Gelungen Susanne Maier-Staufens Bühne: Salieri agiert als Erzähler vorne an der Rampe, in wechselnd bunt beleuchteten Räumen dahinter die Szenen aus Mozarts Leben. Dass es Crombholz gelingt, die zuweilen klischeehafte Genieverehrung des Stücks durch starke Betonung des Kontrasts zwischen rebellischem Künstler und angepasstem Freund der Mächtigen auszugleichen, gehört ebenso zu den Stärken der Inszenierung wie der gekonnte Einsatz von Mozarts Musik. Maier-Staufens poppige Kostüme fungieren als postmodern angehauchter Rokokoverschnitt, Constanzes zuckerwatterosa Perücke ergänzt perfekt das Rockstar-Image Mozarts.

Star des Abends ist Gerhard Balluch. Mit großer Bühnenpräsenz und sprachlicher Perfektion hadert er als zwischen Seriosität, Bösartigkeit und Verzweiflung schwankender Salieri mit sich und Gott. Thomas Prazaks Mozart stürmt als vulgärer, dümmlich wirkender Halbstarker im brustfreien Glitzerhemd über die Bühne. Einzig in seiner Musikbegeisterung gewinnt er Kontur und Sympathie. Ihm zur Seite Susanne Weber, deren Constanze einnehmende Natürlichkeit ausstrahlt. Rasant und temperamentvoll die Ehe-Szenen, etwa wenn das Paar nach einem Streit ob der Finanzen unversehens in der Badewanne zu Papagena und Papageno mutiert. Solcherart Verbindungen zwischen Kunst und Leben transparent zu machen, ist wohl das größte Verdienst der insgesamt amüsanten Aufführung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung