Neues vom Grandmaster des Bildes

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Wong Kar-Wai ist jede Bildreise wert: Der in Hongkong lebende Regisseur prägt das chinesische Weltkino schon seit Jahren. In seinem neuen Geniestreich "The Grandmaster“ versammelt er nicht nur seine bekannte Schauspielgarde und spornt sie einmal mehr zu Höchstleistung an. Es gelingt Wong in diesem Film gleichzeitig, das dem Action-Genre zugewiesene Kungfu in ein filmästhetisch höchstqualitatives Drama umzumünzen.

Wer also an Kampfkino der B-Klasse mit wild um sich schlagenden Hongkong-Artisten, die dazu noch mit menschlichen Urschreien kommunizieren, denkt, wird von "The Grandmaster“ arg enttäuscht sein. Vielleicht liegt das auch daran, dass den üblichen Versatzstücken eines Eastern hier schon dadurch begegnet wird, dass Wong Kar-Wai die Hauptrolle des Ip Man mit seinem Haus- und Hofschauspieler Tony Leung besetzt hat, der so gar nicht die Statur und die Ausdrucksgabe eines Kungfu-Fighters hat. Der ostasiatische Arthaus-Star soll vom Regisseur eineinhalb Jahre in eine entsprechende Kampfsportschule geschickt worden sein, auf dass er die martialische Kunst zumindest für den Filmdreh beherrsche.

Letztes Jahrhundert chinesischer Geschichte

Ip Man, so weiß es der Halbgebildete, war der Lehrer der Kungfu-Filmlegende Bruce Lee. Doch die von Ip beherrscht Kampftechnik Wing Chun ist auch eine hohe Kunst, die in der Ästhetik Wong Kar-Wais zu einer unübertrefflich magischen wie betörenden Bilderzählung wird. "The Grandmaster“ ist gleichzeitig auch ein Epos übers letzte Jahrhundert chinesischer Geschichte. Denn Ip Man gerät in den 1930er Jahren in die chinesischen Bürgerkriegswirren und flieht vor den Japanern bzw. dann den Kommunisten nach Hongkong. Dort kreuzen sich seine Wege einmal mehr mit jenen der nordchinesischen Superkämpferin Gong Er, mit der er kämpfen gelernt hat, und in die er sich einst verliebt hatte. In Hongkong ist Gong als Ärztin tätig, während Ip eine Kungfu-Schule betreibt. Beide sind vom Schicksal - inklusive Verrat und Vergeltung - arg gebeutelt, beide konnten zusammen nicht kommen, und als es doch möglich wird, bleibt die Vergangenheit dazwischen.

Das alles ist episch breit gefilmt, jeder Kampf wird in exzessiven und langsamen Einstellungen ausgekostet, was Wong Kar-Wai so unnachahmlich beherrscht. Neben Tony Leung brilliert Zhang Zi-Yi in der Rolle der Gong Er. Selbstredend, dass Zhang gleichfalls eine Lieblingsschauspielerin von Wong ist.

The Grandmaster (Yi dai zong shi)

HK/China 2013. Regie: Wong Kar-Wai. Mit Tony Leung, Zhang Zi-Yi. Thimfilm. 123 Min.

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