Notwendige Psychologie

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Viele deutliche Anzeichen gibt es, daß die Psychologie und Psychotherapie immer mehr Zuspruch und Einfluß gewinnt. Die Philosophie hingegen ist beinahe hoffnungslos in nicht mehr atembare Dünnluft des Akademismus und der Seminare geraten. Von Adorno weiter steigen die verbalen Kurven immer höher, komplizierter, unverständlicher, sodaß der Eindruck entsteht, daß es sich nur mehr um ein Insidergeschehen für ein paar Kollegen handeln kann, die intensiv verfeindet oder befreundet sind. Die philosophischen Produkte haben längst vom Boden abgehoben und sich im Dschungel der Privatjargone aufgelöst. Die früher der Philosophie zugehörenden Themen der Lebensgestaltung die - von Sokrates, Platon bis Karl Jaspers - einst nicht nur einige Fachleute, sondern unzählige denkende Menschen interessierten, wandern zunehmend zur Psychologie, die schon aus praktischer Notwendigkeit verständlich formulieren muß und konkrete Verantwortung trägt.

Von Freud über Adler bis Frankl und Rogers, also von verschiedensten Ansätzen und Persönlichkeiten her, findet man dort ein Ethos zu durchaus erfolgreichen Versuchen der Problemlösung. Gibt es bei uns nicht genug schwere alte und noch mehr neue, unerwartete Probleme? In der Psychologie wirkt als Wurzel noch der hippokratische Eid, noch die ärztliche Verpflichtung, Krankheiten zu heilen. Die Psychologie steht vor konkreten Konfliktsituationen und vor allem vor lebendigen Menschen. Die Philosophie verliert sich seit langem in Spekulation, in effektvollen gedanklichen Strategien, die von Kollegen bestritten oder bejubelt werden. Man wird es zur Kenntnis nehmen müssen: die Psychologie hat im Bereich der Lebensgestaltung weitgehend das Erbe der Philosophie übernommen. Warum auch nicht? Jetzt konstituierte sich ein Unternehmen in Münsterschwarzach Abtei "Auditorium", das in Serien interessante Vorträge in Kassetten verbreitet: von Viktor Frankl, Erich Fromm, Alexander Mitscherlich und vielen anderen. Vorträge vom "1. Weltkongreß der Psychotherapie" in Wien (1996) werden angeboten, und beim "2. Weltkongreß" (Wien 1999) wird das Institut ebenfalls mit dabei sein.

Ein neuer Aufbruch kündigt sich an, der von unzähligen individuellen Initiativen ausgeht und einer geistigen Notwendigkeit entspringt.

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