"O wie so trügerisch …"

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Konventioneller "Rigoletto" am Stadttheater Klagenfurt bejubelt.

Wenn der bucklige Hofnarr sein totes Kind beweint, sollte eigentlich jedermann tief ergriffen sein. Es ist immerhin jener Schlüsselmoment, wo das eben noch krass-realistische Drama ins Romantisch-Irreale entrückt wird. Wieder einmal lässt Giuseppe Verdi eines seiner geliebten Geschöpfe entsühnt und befreit mit einer wunderbaren Melodie sterben. Am Stadttheater Klagenfurt findet man bei der Neuproduktion von "Rigoletto" bei der letzten und den anderen, raren Begegnungen des Titelhelden mit seiner über alles geliebten, behüteten Tochter in seiner geheimen Parallelwelt zwar einige starke Momente, aber bei weitem nicht jenes leidenschaftliche Ausmaß, das bei diesem beliebten Musikdrama notwendig wäre.

Neben diesen emotionalen Defiziten ist Jasmin Solfagharis innovativster Einfall in ihrer ansonsten recht konventionellen Inszenierung eine zentrale Wendeltreppe, wo sich immer wieder wesentliche Handlungsmomente abspielen, wo Gilda am Ende entrückt wie ein Engel emporschwebt. Ansonsten lässt die Regisseurin den kühnen Stoff zwischen kalten, hässlichen Mauern plausibel und nachvollziehbar im Heute mit entsprechenden Kostümen vor einer männerdominierten, geilen Fungesellschaft zeitlos ablaufen.

"La donna è mobile": Wer kennt ihn nicht, diesen Gassenhauer ("Oh wie so trügerisch sind Frauenherzen!"). Man liebt ihn und freut sich, wenn er mit solch strahlender Höhe und so großer Durchschlagskraft gesungen wird wie von Alex Vicens, der den Frauen nachjagenden Herzog von Mantua glaubhaft mimt. Aber auch eines seiner Opfer, nämlich Gilda, steht ihm mit ihrem mädchenhaften, sauberen Sopran in nichts nach. Stimmgewaltig und mit dunklem Bass ausgestattet ist der Sparafucile des Gábor Bretz, erotisch die Maddalena der Lorena Espina. Leider enttäuscht der Titelheld Ivan Inverardi durch permanente linkische Outrage, die Gefühle kaum aufkommen lässt, sowie einige falsche und orgelnde Tönen.

Laut, eilig und mit Wackelkontakten zur Bühne geht es im Graben zu, wo das Kärntner Sinfonieorchester unter Michael Brandstätter erstmals musiziert. Aber es gelingt dem aus Graz stammenden Ersten Kapellmeister des Hauses, mit seinem energischen Ganzkörperdirigat feurigen Hochdruck zu erzeugen. Das begeisterte Publikum spendete stehende Ovationen.

Helmut Christian Mayer.

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