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Hochkarätige Fotogramme im Museum der Moderne in Salzburg.

Man nehme fotografisches Papier, verteile darauf einige kleine Gegenstände, lege das Ganze ins Licht und betrachte das Ergebnis: weiße Flächen heben sich ab vom schwarzen Grund. Dieses einfach anmutende Verfahren der frühen Fotografie im 19. Jahrhundert diente vor allem den Naturwissenschaften, z.B. der Botanik. Als künstlerisches Gestaltungsmittel wurden solche "Berührungsbilder" ohne Kameralinse erst ab 1919 durch Künstler im Umkreis von Surrealismus, Dada und Konstruktivismus (wieder)entdeckt.

Unikate der Pioniere

Den Zauber solcher Fotogramme vermittelt derzeit eine teils hochkarätig bestückte Ausstellung im Rupertinum in Salzburg, die mit 25 ganz unterschiedlichen künstlerischen Positionen bis in die Gegenwart reicht. Fulminanter Auftakt sind kostbare - durch Zufall oder theoretisches Tüfteln entstandene - Unikate der Pioniere: erste, sehr kleine Materialcollagen, Schadographien, von Christian Schad - an die er in den 1960er Jahren wieder anknüpft, von Man Ray werbewirksam inszenierte Blätter aus der Serie Electricité (1931) sowie Rayographien von 1922, von Laszlo Moholy-Nagy, der als erster dreidimensionale Objekte bewegtem Licht aussetzte, "optische Wunder in Schwarzweiß" (wie er sie selbst nannte), in abstrakten, transparenten Strukturen und nuancierten Übergängen. Erst 1944 kam "Dadasoph" Raoul Hausmann zur Arbeit mit dem Fotogramm, u.a. zu seinen in Sägespäne eingeschriebenen Spuren.

Objekte im Licht

Die Ausstellung spiegelt grundlegende Aspekte der weitere Entwicklung des künstlerischen Fotogramms: surreal-magische etwa bei Vane Bor, Théodore Brauner bzw. malerische bei Chargesheimer oder Edmund Kesting. In auffallendem Konstrast dazu stehen dinglich erkennbare und doch verfremdete Bildgestaltungen: florale Spuren nimmt Joan Fontcuberta 1993 auf, ein Frühstück (1980) wird bildwürdig bei Robert Heinicken, Hans Kupelwiesers Projektion Schlauch (1988) zur diaphanen Abstraktion. Eine fast asketische Bildstrenge bestimmen Broken Record (1990) von Christian Marcly, René Mächlers Rotationen (1965) oder die monumentalen Anteidola von Floris M. Neusüss, Schattenprojektionen antiker Bildwerke in der Münchner Glyptothek (2002). Der abbildende Charakter des Fotogramms im 19. Jahrhundert wird, so scheint es, unter neuen ästhetischen und technischen Gegebenheiten wieder aufgenommen. Natalie Itals großformatige Arbeiten in Farbe (2005) hingegen assoziieren barocke Deckenbilder. "Das Sehen", so die Künstlerin, "hat sich nicht aufgehoben, sondern erweitert." Die Salzburger Schau bietet hierzu reichlich Gelegenheit.

kamera los. das fotogramm

Museum der Moderne Rupertinum

Wiener Philharmoniker Gasse 9

5020 Salzburg

www.museumdermoderne.at

Bis 11. 02. 2007 Di-So 10-18 Uhr,

Mi 10-21 Uhr.

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