Ottokar Uhl und die Waschküche

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Die TU Wien verlieh ein Ehrendoktorat - auch eine Ehrenrettung …

Ein schmales Buch dokumentiert eine Lehrveranstaltung, die an der Technischen Universität Wien gehalten wurde. Studenten versuchten, moderne Kirchenbauten zu "sakralisieren".

Denn - so die Herausgeberin - was da in Wien seit 1960 gebaut wurde, sei alles andere als sakral. Den Architekten "ist weder ihr Auftrag bewusst, noch haben sie Interesse an einem höheren Auftrag, der außerhalb ihrer Selbstverwirklichung und Verdienstmöglichkeit liegt." Sind damit alle Architekten diffamiert, so gibt es doch auch einen Hauptschuldigen: Ottokar Uhl, der "Totengräber der katholischen Sakralarchitektur".

Die Herausgeberin des Pamphlets heißt Heidemarie Seblatnig und ist Lehrbeauftragte an der Architekturfakultät der TU Wien. Als sich am 14. Mai die universitären Würdenträger im Boecklsaal der TU versammelten, war es der Dekan derselben Architekturfakultät, Klaus Semsroth, der dem "Totengräber" die Laudatio hielt; denn Ottokar Uhl wurde zum Ehrendoktor ernannt.

Ist Uhl rechtgläubig, da er doch "skandalöse Fälle" von Kirchenbauten zu verantworten hat? Für Kirchenarchitekten, sei es "wohl das Mindeste", meint Seblatnig, dass sie katholisch sind. Sie kennt die "Interpretationsirrtümer" der Liturgiereform. Daher weg mit dem Volksaltar, weg mit der Mitsprache der Gemeinde (die Uhl forciert hatte), Entrückung des Kirchengebäudes aus der Sphäre des Profanen. Wäre es da nicht ratsam, eine Gottes-Reichs-Architektenkammer einzurichten, in der die Glaubenskongregation Baukonzessionen erteilt?

Seblatnig hat sich in jene ideologische Sackgasse manövriert, in der vor ihr Bischof Krenn stecken geblieben ist. Er nannte Ottokar Uhls berühmte Studentenkapelle in der Wiener Ebendorferstraße eine "Waschküche".

Dass ein Bischof keinen Geschmack hat, ist traurig genug; gefährlich wird es aber, wenn Geschmacklosigkeit mit schwammigen Vorstellungen vom sakralen "Mysterium" kaschiert wird. "Vertikalität", "Übereinandertürmen von Räumen" soll "Transzendenz schaffen". Das hat schon in Babylon nicht funktioniert.

So viel Irrationalität hat auf akademischem Boden nichts verloren. Da wird das Ehrendoktorat für den "Totengräber" zur Ehrenrettung für die Universität.

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