Philosoph für Olympia gesucht

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"Diese schrecklichen Eröffnungs- und Abschlussfeiern, die mich ankotzen. Da bin ich wirklich der Ansicht, dass dieses Geld in Sarajewo oder Somalia besser angelegt wäre. Das finde ich beschämend, wirklich beschämend." Kritische Worte gegenüber dem olympischen Treiben fand Philipp Schoeller immer wieder während der letzten 23 Jahre, in denen er Österreichs Vertreter im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) war. Kein Wunder also, dass er seinen Abgang ebenfalls mit harscher Kritik in Szene setzte. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung nimmt der 79-jährige Bankier und Reitersmann öfters das Wort "Gauner" in den Mund, wenn er über die Verrohung der Sitten spricht. In Samaranchs Ära sagt er, - und schließt sich dabei mit ein -, "haben wir eine große Idee verloren. Und durch nichts ersetzt".

Schoeller hatte schon vor vier Wochen dem IOC-Chef Juan-Antonio Samaranch seinen Rücktrittsentschluss in einem Brief mitgeteilt. Von Samaranch auf seine Beweggründe angesprochen argumentierte Schoeller ausschließlich mit dem Alter: "Mit 80 hätte ich ohnehin gehen müssen." Doch der Abschied wurde dem überzeugten Olympier nicht schwer gemacht. Vor sieben Jahren - kurz bevor er zur IOC-Session abreiste, in der über den Austragungsort von Olympia 2000 abgestimmt wurde - meinte er im Gespräch mit der Tageszeitung Standard: "Die ganze Geld- und Dopingsache fängt mir an unheimlich zu werden. Nachdem die olympische Revolution eingeleitet wurde, ist das Agieren und Leben dort weniger unbeschwert, weniger freudig geworden. Es ist ein Business."

Schoeller hofft nur, dass es in Zukunft, "schwer erträglichen Kandidaten" nicht mehr so leicht möglich sein werde, in den IOC zu kommen. Jetzt brauche der IOC einen Philosophen, meint Schoeller, "einen Coubertin, der wieder überlegt, durch welche Werte man die verschwundenen olympischen Ideale ersetzt".

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