Wald - © Foto: Pixabay

Alexander Grau "Vom Wald": Waldbaden mit den Brüdern Grimm, Stifter und Nietzsche

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Der Wald zwischen Freiheitsschule und dem Aufzeigen von Grenzen.

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Der Wald zwischen Freiheitsschule und dem Aufzeigen von Grenzen.

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Das Buch „Vom Wald“ beginnt mit einem Versprechen: „Wald ist Freiheit“. Autor Alexander Grau bezieht die Aussage aber nicht nur auf individuelle Freiheitserlebnisse mit dem Wald, als spielendes Kind, lustwandernder Spaziergänger oder Waldgeschichten Hörende, Lesende, Schaudernde … Der deutsche Kultur- und Wissenschaftsjournalist hebt persönliche Erfahrungen mit dem Wald auf eine für das Menschwerden und -sein existenzielle Stufe.

„Im Wald erlebt der Mensch seine Begrenztheit genauso wie die Autonomie“, schreibt Grau und nennt den Wald eine „Freiheitsschule“. In diese stellt er als Vortragende das „Who’s who“ literarisch-philosophischer Waldexegese. Mit dem für seine „Göttliche Komödie“ vom rechten Weg abgekommenen Dante im dunklen Wald geht es los. Hänsel, Gretel, Schneewittchen, Rotkäppchen und ihr Redakteursduo Grimm lässt Grau über den Wald als „Ort des Erwachsenwerdens“ referieren. Danach steigt er auf die Literatenhochsitze, setzt sich neben Tieck, Heine, Thoreau, Stifter, Nietzsche und andere – und lässt sich ihr Dichter-Halali auf den „Hochwald“ vorspielen. Von so viel liberaler Walddusche imprägniert, ist Grau am Ende seiner Tann-und-Laub-Philosophie überzeugt, dass sich der Wald menschlichen Unterwerfungsutopien immer widersetzen wird. Robert Musil war da skeptischer, als er über die deutsche Oberforstmeisterei, die global fröhliche Urständ feiert, spottete: „jene schöne, reihenförmige, gekämmte Anordnung“ der Wälder, „die uns so entzückt, wenn wir aus der wilden Unregelmäßigkeit der Großstädte kommen.“

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