Waldschäden durch Hitze, Sturm und Käfer - Trockenheit, Stürme, Nassschnee, Schädlinge: Die Ursachen für Waldschäden sind multikausal, sagt Forstexperte Silvio Schüler. Aber alle werden von Klimafaktoren getrieben. - © Wolfgang Machreich

Waldbau-Experte Schüler: „Die Bäume können nicht weglaufen“

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Nur mit breiter Unterstützung werden die österreichischen Wälder die Klimastressfolgen in den Ebenen wie auf den Bergen bewältigen können, ist Waldbau-Experte Silvio Schüler überzeugt. Zentral für eine gute Waldzukunft sei der richtige Mix an Bäumen.

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Nur mit breiter Unterstützung werden die österreichischen Wälder die Klimastressfolgen in den Ebenen wie auf den Bergen bewältigen können, ist Waldbau-Experte Silvio Schüler überzeugt. Zentral für eine gute Waldzukunft sei der richtige Mix an Bäumen.

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In direkter Nachbarschaft zu Schloss und Tiergarten Schönbrunn in Wien forscht Silvio Schüler am Bundesforschungszentrum für Wald zu den Folgen des Klimawandels für die österreichischen Wälder. Um den Wald klimafit zu machen, nimmt er auch Jäger und Freizeitsportler in die Pflicht.

DIE FURCHE: Herr Schüler, kann man pauschal sagen: Der Wald ist im Klimastress?

Silvio Schüler: Auf jeden Fall. Die Durchschnittstemperatur in Österreich ist innerhalb der letzten dreißig, vierzig Jahre um fast ein Grad gestiegen. Das ist innerhalb nur einer Baumgeneration. Natürlich spürt das der Wald. Aber die Bäume können nicht weglaufen, und sie haben nur begrenzte Möglichkeiten, um sich anzupassen.

DIE FURCHE: Betrifft der Klimastress ganz Österreich, oder gibt es im wahrsten Sinne des Wortes besondere „Hotspots“?

Schüler: Die Stresssymptome gibt es überall, sie zeigen sich aber in den verschiedenen Gebieten unterschiedlich. Vor 15 Jahren, als das Thema Wald und Klimawandel stärker ins Bewusstsein der Forstpraxis und der Öffentlichkeit gedrungen ist, lag der Fokus zuerst auf den Waldflächen in tieferen Lagen: Weinviertel, Waldviertel, Alpenvorland. In den Bergwäldern, dachten wir, werden die Probleme nicht so schnell kommen. Doch die Temperaturerhöhung wirkt in allen Höhenstufen, und sie macht sich in höheren Lagen teilweise noch stärker bemerkbar.

DIE FURCHE: Inwiefern?

Schüler: Eine Reaktion, die nicht unmittelbar als Stress wahrgenommen wird, ist: Die Bäume wachsen schneller. Auch in höheren Lagen. Gab es früher auf 1200, 1500 Meter Meereshöhe Jahreszuwächse von ein, zwei, maximal drei Millimeter, so liegen die Zuwächse heute bei einem halben bis zu einem Zentimeter pro Jahr. Denn wenn die limitierenden Faktoren – niedrigere Temperaturen und kürzere Vegetationsperioden – in der Höhe abnehmen, dann haben die Bäume auch dort mehr Potenzial, besser zu wachsen.

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