Bio-Diversi-Was - © lustration: Sandra Neuditschko

Andrea Grill: „Menschen sind Teil der Biodiversität“

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Andrea Grill legt mit „Bio-Diversi-Was?“ kein gewöhnliches Sachbuch vor. Im Interview erklärt die Biologin, wieso Artenvielfalt ein gesellschaftsrelevantes Thema ist

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Andrea Grill legt mit „Bio-Diversi-Was?“ kein gewöhnliches Sachbuch vor. Im Interview erklärt die Biologin, wieso Artenvielfalt ein gesellschaftsrelevantes Thema ist

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Was würden uns Tiere und Pflanzen erzählen, wenn sie sprechen könnten? Die Biologin, Schriftstellerin und Übersetzerin Andrea Grill ist dieser Frage nachgegangen und beschreibt in ihrem Buch „Bio-Diversi-Was? Reise in die fantastische Welt der Artenvielfalt“ sieben Lebensräume und ihre Bewohner. Ein kunterbuntes, lehrreiches Sachbuch für Kinder, das nicht zuletzt dank der fantastischen Illustrationen von Sandra Neuditschko auch als Nachschlagewerk für Erwachsene taugt.

DIE FURCHE: Ein Buch hat etwas Zeitloses, wirkt aber in Zeiten von Natur-Apps auch etwas anachronistisch. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein illustriertes Kinderbuch zum Thema Biodiversität zu machen?

Andrea Grill: Bücher sind für mich immer noch das ideale Medium, um etwas über meine Umgebung zu erfahren. Benutze ich eine App oder einen Film, um Vergleichbares zu erzählen, sind die Kinder wie gebannt auf den Bildschirm fixiert und schauen nicht mehr auf die Lebewesen, die sie umgeben. Der Film, die App ersetzt dann die Natur. Das ist keine Rüge. Mir geht es genauso. Wenn ich mit dem Laptop im Wald sitze, höre ich schon wegen der Tastengeräusche beim Tippen weniger auf meine Umgebung. Ich habe überlegt, in das Buch Anleitungen für die Benutzung bestimmter Apps aufzunehmen, bin aber schnell davon abgekommen.

Biodiversität ist seit meiner Gymnasialzeit mein Herzensthema. Um die Vielfalt des Lebens besser zu verstehen, ihr näher zu kommen, bin ich Biologin geworden. In der Forschung war ich dann letztlich eher bei der Evolutionsbiologie gelandet. Letztes Jahr erschien mein Kinderbuch „Sam und die Evolution – eine kleine Geschichte der Evolutionsbiologie“, das eine Geistesgeschichte des Evolutionsgedankens für Kinder sein soll. „Bio-Diversi-Was?“ war dann die logische Folge. Biodiversität ist das Ergebnis von Evolution. Das Buch soll eine Art Fibel sein, also ja, etwas, das vielleicht anachronistisch wirkt. Aber das Leben an sich ist anachronistisch. Wir Menschen sind heute evolutionär nicht wesentlich anders als vor zweihundert Jahren. Ein Buch ist eine gute Grundlage, um nachzudenken und den eigenen Forscherdrang anzuregen.

DIE FURCHE: Sie führen als Ich-Erzählerin kurze Interviews mit den unterschiedlichsten Lebewesen, als „Übersetzer“ fungiert ein Roboter namens „Robi“. Welche Fragen bleiben trotz Einsatz von KI unbeantwortet?

rill: KI kann keine Schmetterlinge züchten, beispielsweise, dazu braucht es die Erfahrung, was es heißt, lebendig zu sein. Selbst die meisten Menschen schaffen es kaum, ein Schmetterlingsei über Raupe und Puppe hinweg so gut zu betreuen, bis daraus ein Falter wird. Die Frage, welche Grasart ein bestimmter seltener Schmetterling, der sich als Raupe nur von einer Grasart ernährt, und dies auch nur nachts und nur in Höhenlagen über 2000 Metern, braucht, um existieren zu können, wird man nur beantworten können, wenn man eine solche Raupe tatsächlich beim Fressen beobachtet

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