Volker Visotschnig beim Symposion Dürnstein  - © Foto: NFB/Klaus Ranger

"Mehr Einfluss für die Bürger"

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Volker Visotschnig will durch ein neues Entscheidungsverfahren Demokratie und Unternehmensführung verändern.

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Volker Visotschnig will durch ein neues Entscheidungsverfahren Demokratie und Unternehmensführung verändern.

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Volker Visotschnig ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Business-Konsens. Gemeinsam mit seinem Vater Erich und anderen hat er das SK-Prinzip, „Systemisch Konsensieren“, entwickelt. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Verfahren, das Alternativen zu dem in der Demokratie üblichen Mehrheitsentscheid liefert. Ein Gespräch am Rande des Symposions Dürnstein 2019, das heuer die Demokratie zum Thema hatte.

DIE FURCHE: Sie und Ihr Vater vertreten die Meinung, dass Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip nicht die besten Ergebnisse bringen, sondern oft schlechte. Gab es dafür einen Anlass?
Volker Visotschnig: Ende der 1970er-Jahre war mein Vater unzufrieden mit dem Schulsystem und gründete gemeinsam mit Freunden eine alternative Schule, die von den Eltern in Selbstverwaltung basisdemokratisch organisiert wurde. Entscheidungen führten häufig zu Konflikten und Streit. Als Mathematiker und theoretischer Physiker hat sein systemanalytisches Denken angefangen zu ticken und er hat gemeinsam mit Siegfried Schrotta begonnen, die Fehler in demokratischen Entscheidungsverfahren aufzudecken.

DIE FURCHE: Was wäre die Hauptschwäche?
Visotschnig: Damals und auch vielfach heute noch etablierte Entscheidungsverfahren wie das Mehrheitsprinzip führen tendenziell zu Streit und zu Spaltung. Entscheidungen dieser Art führen fast zwangsläufig zur Bildung von Lagern, den Siegern und den Verlierern, statt zu gemeinsam getragenen Problemlösungen und deren Umsetzung. Mein Vater und Schrotta gingen der Frage nach, welche systemischen Wirkkräfte förderlich für die gemeinsame Findung von Konsens sind. So entstand aus einem persönlichen Dilemma und dem Erkennen systemischer Wirksamkeiten die Methode „Systemisches Konsensieren“.

DIE FURCHE: Machen wir es konkret an einem Beispiel, etwa es gäbe eine Entscheidung über die Frage, will ich einen neuen EU-Vertrag haben oder nicht. 50 Prozent sind dafür, 27 Prozent dagegen …
Visotschnig: Da sieht man schon in der Fragestellung eine der Schwächen des Mehrheitsprinzips. Es funktioniert nurdann gut, wenn wir binäre Entscheidungsmöglichkeiten haben, wenn also ein Ja oder Nein, ein Entweder-oder gibt. Genau deshalb macht es die Politik auch so. Dazu muss man einen sehr breiten Spielraum von Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten so sehr einengen, bis es nur noch eine Ja- oder Nein-Frage bleibt.

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