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Eine Ausstellung im Kaiserlichen Hofmobiliendepot dokumentiert die Wanderschaft zu heiligen Orten in Spanien, Tibet und Peru.

Die rituelle Wanderschaft ist so alt wie die Menschheit: alle Kulturen und Religionen kennen Wege zu heiligen Orten. Pilgerreisen sind Massenbewegungen und Grenzgänge. Der Fotograf Christoph Lingg und die Germanistin Susanne Schaber folgten den ausgetretenen Pfaden des Jakobswegs, umrundeten den heiligen Berg Kailash in Tibet und machten sich auf den beschwerlichen Fußmarsch zum Qoyllur Rit'i, einer Hochebene in den Anden Perus. In poetischen Schwarzweißfotos und sensiblen Texten dokumentierten sie Wegmarken und Begegnungen auf den uralten Wegen in drei Kontinenten.

In der Ausstellung beginnt der Weg entlang der Sterne am "Camino de Santiago". Es gibt ihn seit dem 9. Jahrhundert, als man das Jakobsgrab fand. Bald zählte er mit Rom und Jerusalem zu den größten Wallfahrten des Christentums. Im Mittelalter stürmten Pilgermassen aus ganz Europa den Jakobsweg. Viele Routen führen nach Santiago, alle waren gepflastert von Verheißung und Gefahr. Verbrecher wurden zum Pilgern verurteilt, Gläubige machten sich zur Vergebung aller Sünden oder um ein Gelübde zu erfüllen auf den übervölkerten, lebensgefährlichen Weg, der immer unsicherer wurde. "Darum...lauff nit dahin", predigte Martin Luther, "laß raisen wer da will, bleib du dahaim." Religionskriege und Humanismus ließen das Jakobsgrab in Vergessenheit geraten,1876 kamen zum Hochfest des Heiligen nur noch 40 Pilger.

Heute ist der Weg "Erste europäische Kulturstraße" und erlebt eine ungeahnte Renaissance. Bis zu 200.000 Pilger zählt man jährlich: Wanderer, Radfahrer, Reiter, Marathonläufer, Bustouristen. Gesäumt von alten Kirchen, Wegkreuzen und Herbergen, bietet er viel Infrastruktur. Schaber und Lingg gingen zu Fuß, sie wanderten bis nach Finisterre, dem inoffiziellen Ende.

Viel Atmosphäre ist in stillen Fotos von Wegmarken einer langen Strecke. Eine einsame Muttergottes auf zerklüftetem Fels. Ein Hügel beim Ibañeta Pass, bedeckt von unzähligen Holzkreuzen der Pilger, Mönche bei der Karfreitagsprozession in Pamplona, Herbergsimpressionen, mystisches Licht in der Kathedrale von Santiago, Fußspuren am Strand von Finisterre. Endpunkt einer Reise, gesäumt von vielen Eindrücken, Landstrichen, Begegnungen. Keiner kommt, wie er ging, jeder wird fündig.

"Herr, lass mich ein kleiner oder großer Stein oder einfach nur Staub sein, damit mich die Füße der Heiligen treten", bat Tukaram. Jede Kultur pilgert anders, demütig nähert man sich dem "Zentrum des Himmels, der Seele der Erde, dem Herz der Welt", dem Kailash in Tibet. Ehrfurcht vor dem Thron der Götter verbietet, ihn zu besteigen, er wird in einer 53 km langen Wanderung umrundet. Ganz anders das Pilgerfest in Qoyllur Rit'i in Peru, wo uralte Indianerriten mit christlichen Elementen zum tragisch-exzessiven Urereignis verschmelzen.

Ein Raum ergänzt die globalen Pilgerwege um die Wallfahrt nach Mariazell, wo Fotos, Texte und die Kniebänke der Habsburger ihre Aura verbreiten.

Pilgerwege - Jakobsweg/Spanien

- Kailash/Tibet - Qoyllur Rit'i/Peru"

Kaiserliches Hofmobiliendepot,

Andreasgasse 7, 1070 Wien,

Bis 27. Juni, Di-So 10-18 Uhr.

www.hofmobiliendepot.at

Begleitbuch im Picus Verlag.

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