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Henrik Ibsens "Nora. Ein Puppenheim" in Salzburg.

Macho gegen Hausmütterchen. Nein, nervös-hektisch agierender Jungbanker, der seine Frau unter der Fuchtel seiner Obsorge hält. Eine Frau, die vom Vater zum Schwiegersohn zur Unterdrückung weitergereicht wurde. Er spielt mit ihr wie sie mit den Kindern. Am Schluss steht die acht Jahre unterdrückte Wahrheit. Keine Liebe, keine Liebelei. Nur Benutzung der Frau zur höheren Ehre des männlichen Egos: "Nora" von Henrik Ibsen, für heute für die Kammerspiele des Salzburger Landestheaters adaptiert von der Regisseuse Katharina Rupp.

Die Neuauflage dieses Psychodramas einer Fassadenfamilie zeigt Nora Helmer als eine Frau, deren Emanzipation fast naturnotwendig im Sinne der Evolution ansteht. Julia Urban zeigt, wie die äußere Fassung dieser ursprünglich und vermeintlich liebenden Frau, die mit einer Unterschriftsfälschung ihrem Mann eine lebensrettende Kur finanzierte, erodiert und ihr eigenes Ich - nicht den reinen Egoismus, wie er bei ihrem Mann überdeutlich hervortritt - mit Hilfe von Freunden findet.

Britta Bayer gibt die verhärmte, menschlich aber reife Christine Linde, Reinhardt Winter den todkranken Arzt-Freund Niels Rank,der mit dem Geständnis seiner Liebe ebenso zerstörerisch auf Nora Helmer wirkt wie der Krebs auf seinen eigenen Organismus.

Nora hatte stets diesem Autokraten von Mann die Fassade einer funktionierenden Ehe und Familie erhalten, nun ist er nicht einmal im Stande, die verzweifelt-erpresserischen Versuche Krogstads, den er aus der Bank gefeuert hat - überzeugend Gerhard Peilstein - mit einer großen Geste abzuwehren und als liebender Mann zu handeln. Maximilian Schmiedl gibt diesen Helmer als Manager, der aus der mittleren Ebene aufsteigt und dessen Charakter in seinen Wurzeln im Dunkeln bleibt, in seinen Auswuchsen einer von Männern dominierten Epoche jedoch deutlich zu sehen ist.

Drei hektische, ruinöse Weihnachtstage, komprimiert auf zweieinhalb Stunden psychoanalytischen Lehrgangs auf der Kammerbühne (elegant: Cecile Belec, moderne Kostüme: Kathrin Kohler) werden, wenn der Applaus zur Premiere als Indikator gelten kann, lange zu sehen sein - nicht wegen des durchaus nicht erfreulichen, aber auch heute noch wichtigen Stoffes (das Stück wurde 1879 uraufgeführt), sondern vor allem dank der intensiven Charakterstudien der Schauspielerinnen und Schauspieler.

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