Schreibt nicht, schaut!

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Es ist jedes Jahr das selbe. Immer wenn so zur Festspielsommerzeit, die nördlichen Nachbarn ihre BMWAudis in unser Land lenken, Frankfurt, Stuttgart, Hannover und Umgebung verlassend, um hier Urlaub zu machen, österreichische Kultur und Küche zu genießen, fangen irgendwelche Gazetten an, Anti-Österreich Artikel zu veröffentlichen.

Diesmal tobt sich eine sonst seriöse Münchner Zeitung aus, schäumt vor Wut und speit Galle und Gift Richtung Süden. Oh was sind wir doch in der Meinung der "Südlichen" für grausige Gesellen, haben wir doch den armen Peymann vertrieben und man sollte uns endlich ein gutes Deutsch beibringen. Echt? Super, geil, megageil - aber geh, hör auf und vertschüß dich. Auf Ihre Ezzes haben wir gewartet meine Damen und Herren der Feldherrenhalle und wir stellen an Sie nur eine Frage, so wie Sie sich benehmen, so stellen Sie sich auch das neue Europa vor? Wollen Sie dort nur die Abstoiber sein, echt? Geil! Was heißt geil, megageil. Warum die Menschen zu uns kommen, das wissen sie selber, aber nachmachen können Sie es nicht und da haben Sie auch den Grund, da haben nicht wir, sondern Sie Minderwertigkeitskomplexe. Schauen Sie, wir brauchen keinen Balkankrieg, keine Kurdenrevolten in der Türkei, die Leute kommen auch so sehr gerne zu uns und es ist wahrlich kein Wunder, nehmen sie Salzburg, Festspiele vom Feinsten, herrliche Stadt, ringsum die Seen des Kammergutes. Ich wohne hier in Eugendorf beim Holzner-Wirt wo der Gast wahrlich König ist und die Preise trotzdem bürgerlich gehalten sind. Natürlich gibt es Mängel, zum Beispiel wird bei der Massenbuchhandlung Libro jede Art Literatur vermarktet, aber eine Kloschüssel kriegt man nicht. Keine Publikumstoilette, dabei müßten die Literaturmenschen doch wissen, daß Tycho Brahe an Harnverhalten gestorben ist, aber vielleicht ist Libro kein österreichischer Betrieb, vielleicht sitzt sein Besitzer irgendwo in Deutschland - am Klo.

Nachbarn, schreibt nicht, schaut. Kommt her, vergleicht und begreift endlich daß es Menschen gibt, die halt nach zehn Monaten Surhaxen und Linseneintopf Gusto kriegen auf Salzburger Nockerln, Marillenkuchen, Lorin Maazel und einen ordentlichen Kaffee. Aber einen mit Schlag, und nicht mit Sahne. Auf ein geeintes Europa hoffend erwarten wir Sie. Echt!

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