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Schluß mit dem „Was-wäre-wenn-Gerede”!

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Was wäre geschehen, wenn die Mozarts in Augsburg geblieben wären? Nix! Der Wolferl wäre auch dort ein Genie geworden und die Mozartkugeln würden halt in der Fuggerei herumkugeln beziehungsweise -rollen. Dafür würde man, statt in Wien Augsburger mit G'röste zu essen, vielleicht in Augsburg Salzburger Nockerln mit Pflaumenmus verspeisen. Hätte der Badener Max Reinhardt nicht Salzburg als Festspielstadt auserkoren, hätte der Herr Hofmannsthal seinen „Jedermann” vielleicht in Baden bei Wien von Piscator inszenieren lassen. Na und? Wichtig ist doch nur, daß Mozarts Musik auf der ganzen Welt-erklingt und der Jedermann trotz aller Störversuche, Wettereinbrüche und Salonintrigen beim Publikum eine sichere Bank ist. Eine so sichere, daß sogar die neue Schauspieldirektion, die den großen Peter Stein ablöst, erst für das Jahr 2000 an eine Jeder-mann-Umkrempelung zu denken wagt. Und bis dahin wird noch viel Wasser die Salzach und so manche Leichen den Jangtse hinunterrinnen beziehungsweise -schwimmen.

Also wozu dieses ewige dumme „Was-wäre-wenn-Gerede”? Wie sagt mein Freund Michael Janisch, der dem TV-Publikum als Inspektor Fichtl ans goldene Weaner Herz gewachsen ist: „Wann mei Schwiegermutter Radln hätt', wär's a Autobus.” Na also! Ich allerdings denke oft darüber nach, was wäre, wenn die Meinige nicht so täte, wie sie tut. Hören beziehungsweise lesen Sie:

Für manche Menschen (Männlein wie Weiblein) ist der Auslandsurlaub die Zeit, in der sie in einen bemerkenswerten Kaufrausch verfallen. Die Meinige - Kishon würde sagen, die beste Frau von allen - ist so ein Typ. Während unseres Zehn-Tage-Aufenthaltes im Ausland habe ich manchmal das Gefühl gehabt, sie sei gekommen, um eine Abwertung der Landeswährung zu verhindern und ganz allein die Voraussetzungen zum Beitritt zur Währungsunion zu schaffen. Da ein paar Gewürze, dort ein paar Badeschuhe, ein bis zwei Badeanzüge, Konserven, Bettvorleger, Pistazien, Olivenöl, Keramik- und Marmorarbeiten, nichts das nicht geeignet wäre, wohlverpackt die Reise nach Osterreich anzutreten. Als ob man das nicht alles im Erst-, Zweit- oder Drittweltladen bekommen könnte. Würde es jemandem auffallen, wenn man ihm nach den absolvierten Urlaubswochen eine Flasche Olivenöl griechischer, italienischer oder sonstiger Herkunft auf den Tisch stellen möchte, das am Tag vorher beim Billa, bei Spar oder sonstwo gekauft wurde? Keinem Menschen tat' das auffallen, man muß nur vorher das Preispickerl entfernen. Man spart sich das Schleppen. Der Wein, im Weingeschäft in Wien gekauft, bricht nicht transportbedingt, und der Prosciutto trickert nicht aus. Ich hab' mir vor einigen Tagen die Marmorbrüche von Carrara angeschaut. Deppert wie die meisten, habe ich Filigranfigürln gekauft, vier Stück, zwei sind unterwegs zerbrochen. Naja, man kann ja nicht „Achtung, Vorsicht, Marmor” auf den Koffer picken.

Was also wäre, wenn? Wenn alle Fern- und Nahreisenden ihre Mitbringsel hier im Lande erstehen würden, also eins weiß ich - Unglück wär's keines! Was wäre, wenn, hör ich, wenn der Euro net kommt? Das weiß ich nicht genau. Das weiß aber auch der Haider nicht. Und die, die's wissen müßten, meinen, daß die Frage sich erübrigt, weil er eh kommt, vertraglich abgesichert ist und kommen muß.

Was wäre also, wenn über so wichtige Dinge nur die reden täten, die die Materie kennen, nicht auch Kurzzeltstudiosi und derlei Kameraden? Was wäre wenn? Gut war das! Denn wir wollen uns nie wieder blamieren, und darum frage ich, was wäre, wenn wir uns endlich wehren würden gegen jene, die versuchen, unser Land lächerlich zu machen. Das darf weder der Haider noch der Lugner noch sonst irgendwer.

Was wäre also, wenn wir uns wehren würden? Gut wär's!

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