Strauß würdig geehrt

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Eine famose "Fledermaus" an der Wiener Volksoper.

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Eine famose "Fledermaus" an der Wiener Volksoper.

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Die Wiener Volksoper ist ihrem Nimbus, eines der führenden Operettenhäuser der Welt zu sein, glanzvoll gerecht geworden: Im Johann-Strauß-Jubiläumsjahr bringt die Volksoper eine famose "Fledermaus" heraus, die zwar die deutliche Handschrift des Regisseurs Robert Herzl trägt, aber auf Brechung oder Persiflage des problematisch gewordenen Operetten-Genres souverän verzichtet. Daß es sich bei der "Fledermaus" um das Porträt einer untergehenden Gesellschaft handelt, die Walzer auf dem Vulkan tanzt, wird lediglich durch Bühne und Kostüme angedeutet, die zeitlich in den zwanziger Jahren anzusiedeln sind. Schließlich kostete der Börsenkrach von 1929 ebenso wie jener von 1873 - ein Jahr vor der "Fledermaus"-Uraufführung - zahlreiche soupierende und sich amüsierende Bonvivants und ihre Mätressen buchstäblich die Existenz.

Auf der Bühne der Volksoper jedenfalls herrscht noch eitel Wonne. Dafür sorgt schon Sebastian Weigle am Dirigentenpult, der zwar die Ouvertüre noch als relativ trockenen Aperitif serviert, dann jedoch die Korken knallen und den Champagner sprudeln läßt. Wenn am Ende alle jenen edlen Tropfen besingen, dann hat die Ranküne des Notars Dr. Falke (Hans Peter Kammerer) den Parvenü Eisenstein (Dietmar Kerschbaum) erschüttert wie selten zuvor. Denn in Regisseur Herzls äußerst verständlich erzählter Interpretation wissen alle anderen über Falkes Racheplan Bescheid - Alfred, der sämtliche Tenor-Register zieht (Mikhail Agafonov) und Rosalinde (Edith Lienbacher) - beziehungsweise können sich ohne Blessuren aus der Affäre ziehen: Gefängnisdirektor Frank (Steffen Rössler) und Adele (köstlich: Birgit Steinberger). Nur Frosch ist und bleibt Frosch, diesmal gibt der hervorragende Robert Meyer den ewig betrunkenen Gefängniswärter.

Einziges Wermutströpfchen ist Countertenor Charles Maxwell als Orlowsky. Er gibt zwar einen prächtigen Exzentriker ab - endlich einmal ein Mann in der Rolle des dekadenten Prinzen! -, doch eine brüchige, manchmal sogar zerbröselnde Stimme sollte bei dieser Rolle nicht Sitte sein. Edith Lienbacher als Rosalinde, die genau weiß was sie will, hingegen brilliert, daß es eine Freude ist. Optisch und stimmlich: eine wahre Diva.

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