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Theater aus Bregenz

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Das Theater für Vorarlberg hat wieder ein erfolgreiches Arbeitsjahr hinter sich. 192 Vorstellungen mit 71.000 Besuchern sind unter den hier gegebenen Umständen eine gewaltige physische Anstrengung, wenn man bedenkt, daß das Theater für Vorarlberg fast jeden Abend an einem anderen Ort und in einem anderen Saal spielt. Erfolgreiche Gastspiele in Deutschland und in Südtirol runden die Leistung dieser Bühne ab.

Direktor Richard Wegeier hat wieder seinen Wagemut bewiesen. Dies gilt sowohl vom „Kaufmann von Venedig“, der seit dreißig Jahren besonderes Taktgefühl fordert, wie vom „Tod des Handehreisenden“ von Arthur Miller und vom Versuch der Dramatisierung von „Hermann und Dorothea“. Daß ausgerechnet „Die spanische Fliege“ zum Kassenmagneten wurde, sei weniger der Direktion als dem Publikum angelastet, das den dicken Staub auf dem Sittlichkeitsverein Anno 1905 nicht merkte.

Unverhofft war der durchschlagende Erfolg des Märchenspieles „Aschenputtel“, das nicht nur die kleinen, sondern noch mehr die großen Zuschauer begeisterte ... Daß „Aschenputtel“ nur in Bregenz gegeben wurde, war ein Mangel; doch gab es im Theater am Kornmarkt sieben Aufführungen, zu denen alt und jung aus dem ganzen Lande und über die Grenzen kam. Dieses Beispiel ermunterte, für Weihnachten 1962 Glnzkeys „Das verlorene Hetz“ neu zu inszenieren. Selbst in Abendvorstellungen, denn schließlich wollen auch die großen Kinder ihre Freude!

Immer schwieriger wird für das Theater für Vorarlberg das Personalproblem. Jeden Juni gibt es tränenreichen Abschied. Schließlich macht das Wandern zwischen Bodensee und Silvretta müde, und materiell hat Bregen2 nicht allzuviel zu bieten. Bregenz und mit ihm ganz Vorarlberg ist durch die allsammerlichen Festspiele zu einem kulturellen Anziehungspunkt für Menschen aus vielen Ländern geworden; dies schafft aber auch Verpflichtungen für das Jahr außerhalb der Festspielzeit. Mit Opfern überfordern darf man niemand, auch nicht die Kräfte des Theaters für Vorarlberg!

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