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Theaterstadt Bregenz

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Als vor einem Jahr das „Theater am Kornmarkt“ in Bregenz eröffnet wurde, mochte mancher Zweifel hegen, ob die Bewohner von Bregenz und seiner Umgebung das schöne Haus immer füllen würden. Als das erste Spieljahr zu Ende ging, hatten die kühnsten Optimisten recht behalten. In zehn Monaten fanden 83 .Vorstellungen statt, die von insgesamt 44.582 Personen besucht wurden,- dem Doppelten der Einwohnerzahl von Bregenz.

Hauptbenützer war das Theater für Vorarlberg mit 35 Vorstellungen und 17.016 Personen. Dazu kamen 18 Vorstellungen der Festspielgemeinde, von denen drei außerhalb der Festspiele lagen. Insgesamt brachte die Festspielgemeinde 11.440 Personen ins Theater.

Hiezu kamen Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde und des Bregenzer Männerchors, Veranstaltungen der Katholischen Bewegung, der Arbeiterkammer usw.

Von besonderem Wert waren die Gastspiele. Durch das Theater am Kornmarkt hat Bregenz die Möglichkeit, erste Bühnen zu Gaste zu laden. Im letzten Winter kamen das Theater in der Josefstadt mit Ibsens „Gespenstern“, das Landestheater Württem-berg-HohenzoIlern, die Münchner Kammerspiele, das Bayrische Staatsschauspiel, die Bayrische Staatsoperette, die Städtische Bühne Augsburg u. a.

Einladender war die Landeshauptstadt Bregenz, die sich damit trotz der Schwere der wirtschaftlichen Aufgaben, die auf ihr lasten, ihrer kulturellen Verpflichtungen bewußt zeigte. Vor allem ist der Beweis geliefert, daß Bregenz auch außerhalb der Festspielzeit ein Theater braucht und seine Reihen füllen kann. Zieht man die Besucher aus der Stadt Bregenz selbst ab, so sind die Gäste des Theaters am Kornmarkt zum geringeren Teile Vorarlberger, da das Theater für Vorarlberg selber in die einzelnen Städte und größeren Ortschaften kommt. Es ist vielmehr das neue Bregenzer Theater ein kultureller Anziehungspunkt über die beiden Landesgrenzen hinaus geworden. Damit wirkt es auf einen größeren Raum im Sinne der österreichischen Kulturmission.

Es ist besonders erfreulich, daß sich die Zusammenarbeit zwischen dem Theater am Kornmarkt und dem Theater für Vorarlberg so glücklich gestaltet hat. Letzteres hat nun endlich für seine Studien- und Probenarbeit den festen Sitz gewonnen. Daneben wurde die Pflicht, edles Kunstgut ins Land hinauszutragen, keineswegs vernachlässigt; das Theater am Kornmarkt sollte das Theater für Vorarlberg zu keiner Bregenzer Stadtbühne machen. So besuchte das Theater für Vorarlberg in der Spielzeit 1955/56 insgesamt 19 Gemeinden mit 185 Vorstellungen, welche insgesamt 61.592 Gäste zählten. Diese Ziffer bedeutet eine Steigerung von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Damit hat sich die Befürchtung, der Bregenzer Theaterbau könne zu einer Benachteiligung der anderen Städte Vorarlbergs führen, als abwegig erwiesen. Zwar muß sich das Theater für Vorarlberg nun auf verschiedene Bühnengrößen einrichten, was die Arbeit erschwert, die Städte und anderen Orte, welche Säle besitzen, wurden nicht nur ebenso stark besucht wie vordem; die Zahl der Vorstellungen der Wanderbühne hat sogar von 183 auf 185 zugenommen. Dies heißt, daß während der winterlichen Spielzeit fast jeden Tag eine Theatervorstellung an irgendeinem Platze Vorarlbergs stattfindet. Direktor W e g e I e r hat sich wieder nicht nur als großer Künstler, sondern auch als geschickter Organisator erwiesen.

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