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Bregenzer Festspiele 1954
Zum neunten Male gehen heuer die Bregenzer Festspiele in Szene. Sie gehören zu den wenigen Veranstaltungen der ersten Nachkriegszeit, die sich durchgesetzt haben und heute aus dem Reigen der Festivals in Mittel-’ und Westeuropa nicht mehr wegzudenken sind. Die Ausstrahlung österreichischen, auch typisch Wiener Kulturgutes in den europäischen Westen, die durch Bregenz vermittelt wird, ist von unschätzbarem Werte. Die Zeit der Bregenzer Festspiele (24. Juli bis 15. August) schließt die Tage der Dornbimer Export- und Mustermesse ein und fällt damit in jene Wochen, da Vorarlberg zum Treffpunkt der Gäste aus allen westeuropäischen Ländern geworden ist.
Unter diesem Gesichtspunkt ist man doppelt dankbar, daß das Wiener Burgtheater mit „Hamlet" kommt. Das hervorragende Ensemble unter der Regie von Leopold Lindtberg verheißt eine schöne Aufführung. Zum Ende der Festspielzeit wird man dasselbe Ensemble in G. B. Shaws glänzender Komödie „Der Kaiser von Amerika" bewundern können.
Das Spiel auf dem See darf nicht als „Schaustück ohne tieferen Gehalt betrachtet werden. Bregenz hat vielmehr die Form gefunden, gewisse Traditionen des Barocktheaters wieder aufzunehmen. „Die Fledermaus" bietet alle Voraussetzungen zur Entfaltung auf der Seebühne, die der Inszenierungskunst von A. Rott keine Grenzen setzt. Das Ballett ist der Pariser Truppe Janine Charrat anvertraut, die auch mit eigenen Abenden an die Oeffentlich- keit tritt. Als Alfred in der „Fledermaus" ist Helge Rosvaenge, als Rosalinde Ljuba Welitsch eingesetzt.
Die Wiener Symphoniker vermitteln Beethovens IX. Symphonie sowie einen Abend mit Cherubini, Schumann und Bruckner sowie eine Opernmatinee. Das Konzerthausquartett gibt einen Schubert- Abend; mit großem Interesse wird der Straßburger Domchor erwartet.
Die alljährliche Serenade des Vorarlberger Funkorchesters in der romantischen Bregenzer Oberstadt erhält heuer ein Gegenstück durch drei Abende in Feldkirch, wo der Marktplatz mit seinen Lauben und die historische Montforter- feste Schattenburg den Rahmen steilen. Von allen Städten Vorarlbergs ist Feldkirch diejenige, die das Bild der mittelalterlichen Stadt zu Füßen der Burg am treuesten bewahrt hat. So ist die Verlegung eines Teiles der Festspiele nach Feldkirch mehr als eine Verbeugung vor der schönen Alpenstadt, sondern ein Versuch, die Festspiele bewußt mit einer reichen Tradition zu verbinden und aus einer Leistung der Stadt Bregenz zu einem Werk ganz Vorarlbergs zu machen.
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