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Erfolg soll überzeugen

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Das in Bregenz nun schon zur Tradition gewordene Ballett auf dem See verfügt über eine Bühne, deren kolossale Ausdehnung jede Bildwirkung gestattet; einschließlich der Wasserfläche sind 30.000 Quadratmeter umbaut; vergleichsweise hat die Bühne des Saizburger Festspielhauses nicht einmal die Breite des oberen „Tellers“ der Bregenzer Mittelbühne. So war man bei „Scheherezade“ von Nikolai Rimsky-Korssakow fast zur Frage versucht, ob man es mit dem Werk eines Malers oder der Schöpfung eines Tondichters zu tun habe. Wiederum brillierten die Prager. Die Inszenierung von Jiri Nemecek hat sich geschickt den riesigen Dimensionen angepaßt; ein Kunstgriff für sich lag darin, das Spiel zwischen dem Sultan, Karel Luksik, und Scheherezade, Nada BZaszidcova, in die Vorbühne zu verlegen und die Massenszenen ein Stockwerk höhei-abrollen zu lassen, so daß die Illusion, hier spiele sich die Märchen-erzählung Scheherezades ab, gewahrt blieb. Führte dieses Ballett in die Welt des orientalischen Märchens, geleiteten die nachfolgenden „Polowetzer Tänze“ in die erdhafte Realität des slawischen Ostens, wo es auf schnelle Bewegungen und Sprünge ankommt, welche wilde Freude und ungezügelte Vitalität atmen.

Daß Kaiser Leopold II. am 7. Februar 1792 sich „Die heimliche Ehe“ von Domenico Cimarosa zweimal hintereinander vorspielen ließ (dabei währt eine Aufführung dreieinhalb Stunden!) versteht man gerne, und es war in Bregenz ein glücklicher Gedanke, den Theaterzettel von damals samt dem historischen Bühnenhaus auf dem Wiener Michaelerplatz zum Motiv des inneren Vorhanges zu wählen. Die heitere Oper fand in Vittorio Gui, dem treuen Freund der Bregenzer Festspiele, den besten Interpreten, und die drei Paare — der geltungssüchtige Kaufmann mit der liebebedürftigen Schwester sowie die Liebenden — waren mit italienischen Künstlern besetzt, welche die prickelnden Rokokoarien scheinbar mühelos abrollen, ließen. Ein entzückendes Bühnenbild von Gottfried Neumann-Spallart erhob den Abend zur Vollkommenheit.

Die Bregenzer Festspiele 1968 werden — den jahrelangen Brauch durchbrechend — mit einer italienischen Oper, mit Donizettis „Liebestranfc“, eröffnet. Als Spiel auf dem See geht Lehärs „Lustige Witwe“, als Ballett auf dem See „Der Korsar“ von Adolphe Adam in Szene. Das Burgtheaterprogramm muß erst mit der neuen Wiener Theaterleitung abgesprochen werden; Goethes „Iphigenie“ dürfte feststehen.

Direktor Prof. Ernst Bär darf mit dem Erfolg von 1967 zufrieden sein. Die Bregenzer Festspiele haben sich durchgekämpft und es sollte jetzt keinen maßgebenden Vorariberger mehr geben, der ihnen skeptisch gegenübersteht.

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