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Zauber des Seespiels

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In der weiten Raumbühne der Bregenzer Bucht am Bodensee wird das Spiel auf dem See der Bregenzer Festspiele 1967 vom 21. Juli bis 20. August wieder seinen Zauber ausstrahlen. Mit „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing ist ein Werk auf dem Spielplan, das sich als ideal für das große Wassertheater erwiesen hat. In spielerischer Weise wird die Atmosphäre holländischer Windmühlen und Fischerhäuser auf den Bodensee verpflanzt und der Zar wird zum Abschluß mit seinem Schiff in die Weite des Meeres hinausfahren. Die Pracht der Lichter und Farben dieser modernen Form des großen Barocktheaters bleibt immer wieder unvergessen.

„Zar und Zimmermann“ wird bei den Bregenzer Festspielen von einer internationalen Besetzung geboten. Der Bürgermeister van Bett ist Kammersänger Oskar Czerwenka (Staatsoper Wien), unvergessen von köstlichen Festspielaufführungen vergangener Jahre. Der Zar ist Raymond Wolansky (Staatsoper Hamburg/Stuttgart), die Marie Elisabeth Witzmann (Opernhaus Köln), der Iwanow Kammersänger Martin Vantin (Deutsche Oper Berlin), Chateauneuf Karl Terkal (Staatsoper Wien), Lefort Scipio Coiombo (Teatro La Fen-cie, Venedig) und der junge Vorarlberger Horst Kathan der englische Gesandte. Dirigent ist Prof. Hans Lenzer (Deutsche Oper Berlin), Regisseur Adolf Rott (Bundestheater Wien), Bühnenbildner Otto Werner Meyer (Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf/Opernhaus Bonn). Als Festspielorchester wirken die Wiener Symphoniker mit. Erstmals wird das Ballett des Nationaltheaters Prag in Bregenz sein,

Jedoch nicht nur die romantische Atmosphäre eines holländischen Fischerhafens wird im Spiel auf dem See mitzuerleben sein. Für das Ballett auf dem See verwandelt sich die Szene in die orientalische Pracht eines Märchens aus 1001 Nacht, „Scheherezade“ von Nikolai Rimski-Korsakow und in die barbarische Wildheit des Handlungsgeschehens der „Polowetzer Tänze“ aus „Fürst Igor“ von Alexander Borodin. Das Ballett des Nationaltheaters Prag wird mit seinen ersten Solisten in der Choreographie des Ballettchefs Jiri Nemecek und der Inszenierung des Magiers der Laterna Magica, Vaclav Kaslik, mitwirken. Dirigent ist Franz Bauer-Theussl, Wien, es spielen die Wiener Symphoniker. Das Ballett des Nationaltheaters Prag wird auch im Haus als zusätzlichen Ballettabend „Coppelia“ von Delibes bringen — eine Aufführung, die gleichzeitig als Ausweichvorstellung für entfallene Aufführungen auf dem See gedacht ist.

Das Wiener Burgtheater wird wieder seinen Sommersitz bei den Bregenzer Festspielen haben. In Fortsetzung der engen Zusammenartbeit zwischen Burgtheater und Festspiele stehen die Neuinszenierungen von Shakespeares „Wie es euch gefällt“ durch Josef Gielen und Grillparzers „Libussa“ durch Leon Epp auf dem Spielplan. Hauptdarsteller von „Wie es euch gefällt“, der Eröffnungsvorstellung der Bregenzer Festspiele 1967, sind Johanna Matz, Helma Gautier, Wolfgang Stendar, Paul Hör-biger, Fred Liewehr, Erich Aberle, Richard Eybner, Alexander Trojan u. a. In „Libussa“ wird die zyklische Aufführungsserie der Werke Grillparzers bei den Bregenzer Festspielen fortgesetzt. Die Aufgabe, die sich hier die Bregenzer Festspiele gestellt haben, ist in Anbetracht der weiten Ausstrahlung in alle benachbarten deutschsprachigen Länder von besonderer gesamtösterreichischer Bedeutung. Hauptdarsteller von „Libussa“ sind Martha Wallner, Erich Auer, Liselotte Schreiner, Lilly Stepanek.

Besondere Höhepunkte des Bregenzer Fest-spielprogramims sind in den letzten Jahren die Spielopern im Theater am Kornmarkt unter der musikalischen Leitung des berühmten Dirigenten Vittorio Gui geworden. In diesem Sommer wird er „Die heimliche Ehe“ von Domenico Cimarosa mit Margherita Rinaldi, Enzo Sordello, Carlo Badioli und anderen Spitzenkräften der Mailänder Scala leiten. Regie führt Filippo Crivelli, das Bühnenbild ist von Gottfried Neumann-Spallart.

Vittorio Gui wird neben dem Chefdirigenten der Wiener Symphoniker, Wolfgang Sawal-lisch, auch am Dirigentenpult bei einem Orchesterkonzert des ständigen Bregenzer Festspielorchesters stehen. Gui leitet das Requiem von Verdi, während Sawallisch ein symphonisches Konzert mit Strawinsky, Mozart und Beethoven sowie anläßlich des Gedenkens „100 Jahre Walzer an der schönen blauen Donau“ ein Johann-Strauß-Festkonzert dirigiert. Berühmte Solisten, wie Ludwig Hoel-scher oder der russische Geiger Valerij Kli-mow, bekannte Kammerorchester, wie das Münchener und das Kölner Kammerorchester, das Barockensemble Adolf Scherbaum, das Tatrai-Quartett Budapest usw., werden zahlreiche musikalische Kostbarkeiten auf dem romantischen Martinsplatz in Bregenz, im Gräflichen Palast Hohenems, auf der Schattenburg in Feldkirch und in Schloß Gayenhofen in Bludenz darbieten.

Wachsendes internationales Ansehen genießt auch das Internationale Theaterseminar in Zusammenarbeit mit dem Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Wien unter der Leitung der Professoren Margret Dietrich und Heinz Kindermann, das diesen Sommer vom 30. Juli bis 6. August dem Generalthema „Klassikerinszenierungen gestern —

heute — morgen“ gewidmet ist. Die jungen Bregenzer Festspiele, die sich bemühen, dem Publikum immer wieder Neues zu bieten — es gilbt in Bregenz keine Übernahmen, sondern nur Neuinszenierungen —, haben bei diesem Theaterseminar die Freude, die dem Theater verbundene Jugend Europas bei sich zu Gast zu haben.

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