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Theaterfreudiges Vorarlberg

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Das Theater für Vorarlberg darf die Spielzeit 1966/67 mit einer Feststellung schließen, um die es von vielen Bühnen beneidet werden dürfte: die Zahl der Besucher hat sich gegenüber dem Vorjahr von 57.000 auf 64.000 gehoben und damit eine Entwicklung beendet, die seit 1961 unaufhaltsam schien.

Dabei ist eine Beobachtung besonders bemerkenswert. Der steigende Besuch betrifft vor allem Bregenz, das über ein hochmodernes Theater mit besten Ausstattungs-möglichkeiten verfügt. Dagegen ist die Teilnahme am Theaterleben in den kleinen Orten mit oft unzureichenden Sälen rückgängig. Einst war es umgekehrt gewesen; da war gerade auf dem Dorfe das Theater stärker Sensation als in der Stadt. Wenn heute eine Aufführung nicht erstrangig ist, wird das Zuhause vor dem Fernsehschirm vorgezogen. In Bregenz bietet das Kornmarkttheater immer noch mehr als das Fernsehen. Dazu kommt die Motorisierung; mit dem Kraftwagen kann man mit geringer Mühe in die Landeshauptstadt fahren, um dort eine bessere Aufführung zu erleben als im eigenen Orte.

Noch immer ist das Theater für Vorarlberg das „Theater auf Rädern“. Es legte in einer Spielzeit 11.000 Reisekilometer zurück. Neun Vorstellungen wurden in Liechten-

stein, fünf in der Schweiz, acht in Südtirol und 10 in Deutschland gegeben. Die Gastspiele in Bozen, Brixen, Bruneck, Meran und Ster-zing waren Dienst an Südtirol im besten Sinne des Wortes. Bewährt haben sich die Spiele vor dem Podium, während die literarischmusikalischen Abende wohl künstlerisch großer Erfolg waren, wegen des finanziellen Fiaskos aber aufgegeben werden müssen.

Für die Spielzeit 1967/68 hat Direktor Alex Freihart zehn Stücke eingesetzt. Unter ihnen befinden sich zwei österreichische Erstaufführungen. Der Franzose Georges Neveux entlarvt in seiner „Klage gegen Unbekannt“ die Sattheit unserer Zeit. In der „Achten Todsünde“ hat sich Yves Jamiaque die historische Begegnung der beiden Atomphysiker Niels Bohr und Werner von Heisenberg, die unter Umständen der Welt die Schrecknisse der Atombombe hätte ersparen können, zum Thema genommen.

Das Theater für Vorarlberg steht uhter der befruchtenden Konkurrenz der Stargastspiele des städtischen Kulturreferates Bregenz und der Bregenzer Festspiele. Immer wieder zeigt sich, daß der kleine Raum Vorarlberg für alle drei Unternehmungen groß genug ist und sie zu höchsten Leistungen anspannt.

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