Anläßlich der Eröffnung ihrer 16. Spielzeit lud die Burgenländische Landesbühne zu einer Aufführung im Josefsaal ein. Das Ensemble bespielt das ganze Burgenland, von Eisenstadt bis zu den kleinen Orten im Seewinkel, und unternahm auch Tourneen nach auswärts. Mit dem „Verschwender” (Regie: Otto Löwe) hatte der rotgoldene Thespiskarren in Westdeutschland Erfolg. Seit Beginn ihres Wirkens steht die Landesbühne unter der Leitung von Direktor Otto Kery, der auch die Forchtensteiner Burgspiele begründete, die allerdings mittlerweile an andere Veranstalter übergingen. Doch Kery und seine Kräfte sind voll ausgelastet. Vormittags spielen sie für Schulen, abends für Erwachsene.
Wir sahen Raimunds Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär”. Das Bemühen, den Burgenländern den großen Klassiker des Wiener Volkstheaters nahezubringen, ist sehr lobenswert. Aber — und dieses Aber kommt zwangsläufig — die szenische Realisierung von Raimunds barocken Theatralphantasien und zauberischen Verwandlungen der Schauplätze stößt äch an allen Ecken, Enden und Engen einer Kleinbühne. Denn man spielt natürlich auch in Wien auf der transportablen Reisebühne, die auf die Dimensionen ländlicher Gasthaussäle berechnet sein muß. Da heißt’s halt, den Zauber in bescheidenere Formate bringen. Klarerweise wurde auch das lange Verzeichnis handelnder Personen stark verringert, von Randfiguren gar nicht zu reden. Diese Straffungen und Vereinfachungen vermeinte die Regie dadurch ausgleichen zu müssen, daß sie die Gestalten aus der Feenwelt ihre Rollen zelebrieren ließ. Die menschliche Lehre, die Raimund durch seine Fabel geben wollte, die Wandlung des Fortunatus Wurzel vom aufhauerischen Emporkömmling mit seinem unbewältigten Reichtum zum „gscheit” gewordenen Aschenmann, kam nicht an, sie scheiterte an der unzulänglichen Besetzung. Lediglich Ernst Essel als der zum Lakaien avancierte Kuhhirt zeigte in Ton und Darstellung Farbe und rustikale Kraft.
