"Weg die Flinten, weg die Schwerta ..."

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Die unbekannte Bertha von Suttner.

Mit der "Marke Suttner" ließ sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts viel Geld verdienen - das wussten auch die Ansichtskartenverkäufer, die sogar schlecht gefälschte Porträtkarten an die Suttner-Fangemeinde verscherbeln konnten. Diese "Anziehungskraft" von Bertha von Suttner wählt die Historikerin Laurie R. Cohen in dem von ihr herausgegeben Buch "Gerade weil Sie eine Frau sind ..." als Ausgangspunkt für ihre Beschäftigung mit der Friedensnobelpreisträgerin. Cohen und ihre Mitautorinnen und -autoren wollen mit diesem Buch keine neue Biografie zu den alten hinzufügen, ihnen geht es um verschiedene Außenperspektiven und im Besonderen um die geschlechtsspezifische Sichtweise auf Suttner.

Ein Kapitel in dem diese beiden Aspekte besonders anschaulich werden, ist die Beschreibung der "Männerfantasien über eine selbstbewusste Frau" vom Sozialpsychologen Josef Berghold. In den Illustrationen damaliger satirischer Zeitschriften waren Frauen als mit Namen identifizierte Individuen fast völlig abwesend - bis auf die hervorstechende Ausnahme: Bertha von Suttner. "Weg die Flinten, weg die Schwerta! Ich befehl's, die Friedensbertha", ruft sie in einer Karikatur als Friedensengel zwei streitenden Admirälen zu. In anderen Bildern wird Suttner mit einem übergroßen Soldatenstiefel von Friedenskonferenzen hinauskomplementiert oder es werden damit (siehe Karikatur auf dieser Seite) ihre als Kaffeekränzchen verunglimpften Vermittlungsversuche desavouiert.

Suttner wird oft auch als übergroße Mutterfigur dargestellt, die als bedrohliche "Friedensfurie" das schwächliche Kind "Frieden" gegen den Krieg beschützt, der - so die weitläufige Überzeugung - als "großer Aufräumer" das Schwächliche beseitigt und dem Kräftigen freie Bahn verschafft. In diesem Kontext wird Suttner auch gerne als williges und dummes Werkzeug der jüdischen Weltverschwörung dargestellt.

Wie schwierig und langwierig es für die Alfred-Nobel-Freundin Suttner war, letztlich den von Nobel für sie konzipierten Friedensnobelpreis zu bekommen, zeigt ein weiterer Aufsatz in diesem Buch, das mit ungewohnten Blickwinkeln auf eine ungewöhnliche Frau überraschen kann.

Wolfgang Machreich

"GERADE WEIL SIE EINE FRAU SIND ..."

Bertha von Suttner, die unbekannte Friedensnobelpreisträgerin

Hg. von Laurie R. Cohen

Braumüller Verlag, Wien 2005

232 Seiten, brosch., e 24,90

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